Bei hartem Brexit Royal Mail fürchtet Nachteile
Ein harter Brexit mache sämtliche Bestellungen aus der EU für die Briten teurer.
London – Der Vorstandsvorsitzende der Royal Mail, Rico Back, sieht im Fall eines harten Brexits erhebliche Nachteile auf die britische Post zukommen.
„Nach unserer Einschätzung könnte sich die Menge der Pakete aus der EU nach Großbritannien halbieren“, sagte Back der „Welt“ (Montagsausgabe). Zum überwiegenden Teil betreffe das Onlinebestellungen. Alleine aus Deutschland kämen derzeit täglich mehr als 60.000 Pakete nach Großbritannien. „Wir sind diejenigen, die die Folgen des Brexits operativ stemmen müssten“, sagte Back.
Der Chef der Royal Mail, der zugleich den Paketdienst GLS verantwortet, erläuterte die Folgen am Beispiel einer aus einem EU-Land gekauften und nach Großbritannien verschickten Handyhülle. „Royal Mail müsste diese Sendung kontrollieren und die Ware verzollen“, sagte Back. Dabei entstünden Gebühren von acht Pfund für diese Arbeit zuzüglich Steuern und Abgaben. „Aus einem Preis von vielleicht drei Pfund für die Hülle werden dann etwa zwölf Pfund als Endpreis für den Empfänger“, sagte der Manager. Ein harter Brexit mache sämtliche Bestellungen aus der EU für die Briten teurer und verlängere die Versandzeiten.
Auch zum Paketmarkt in Europa und der Dominanz des Onlinehändlers Amazon äußerte sich der Manager. „Es stimmt, dass die Konditionen im Paketmarkt hart sind. Aber niemand ist gezwungen, mit Amazon Geschäft zu machen“, sagte Back. Bei Royal Mail stammten etwa zwei Prozent des Umsatzes von Amazon, daraus entstehe keine Abhängigkeit. Bei der Tochtergesellschaft GLS sei dies weniger als ein Prozent.
„Amazon subventioniert mit dem Cloud-Service, also den IT-Dienstleistungen, die übrigen Geschäftsfelder“, sagte der Manager. Beim Onlineshopping seien die Logistikkosten ein Teil des angebotenen Produktpreises. Preisverhandlungen mit den Paketdiensten fielen entsprechend hart aus.
Einen Zuschlag für die Haustürzustellung, wie er etwa in Deutschland diskutiert wird, gebe es bereits. „Nur für den Empfänger ist dies nicht transparent. Die Onlinehändler weisen es schlichtweg nicht aus“, sagte Back. Andere Länder seien in dem Punkt weiter.
In Dänemark verlange der Paketdienst GLS direkt vom Kunden einen Aufpreis, wenn die Sendung nach Hause geliefert werden solle. Ohne Zuschlag gebe es dort nur die Abholung in einem Paketshop. „Die Haustürzustellung verursacht auf der sogenannten letzten Meile Kosten von etwa drei Euro. Das müssen sich die Paketdienste bezahlen lassen“, sagte Back.
23.09.2019 - dts Nachrichtenagentur / newsburger.de