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Ifo-Institut Fuest besorgt über hohe Zahl von Zombie-Unternehmen

Gesamte Währungsunion ein Zombieunternehmen.

München – Der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat sich besorgt über die anhaltend hohe Zahl sogenannter Zombie-Unternehmen in Europa geäußert: „Das Problem der Zombie-Unternehmen und -Banken ist immer noch gravierend. Vor allem in Griechenland, Italien und Portugal ist der Anteil der faulen Kredite in den Bankbilanzen noch immer viel zu hoch“, sagte Fuest der „Welt am Sonntag“.

Laut einer aktuellen Studie der Bank of America sind derzeit etwa neun Prozent der größten börsennotierten Unternehmen in Europa solche Untoten der Firmenwelt. Gemeint sind damit hochverschuldete, unprofitable Unternehmen, bei denen das Verhältnis von Gewinnen zu Zinsaufwand unter eins liegt und denen der Zusammenbruch droht, sobald die massive geldpolitische Unterstützung endet.

Im Sommer 2016 zählten zeitweise sogar bis zu elf Prozent der im Euro-Stoxx-600 erfassten Firmen dazu. Vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 lag der Anteil der Zombie-Firmen in Europa hingegen bei nur sechs Prozent.

„Es gehört zum Strukturwandel, das Unternehmen, deren Geschäftsmodell nicht mehr trägt, schließen und Kapital und Arbeitskräfte zu neuen Unternehmen verlagert werden“, sagte Fuest weiter. Vor allem in Italien verlaufe dieser Prozess langsamer als in anderen OECD-Ländern.

Die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist aus Sicht des Ökonomen ein wichtiger, wenn auch nicht der ausschließliche Grund für diese Verzerrung. „Die Nullzinspolitik trägt sicherlich dazu bei, dass Unternehmen sich am Markt halten können, die bei höheren Zinsen Insolvenz anmelden müssten“, so Fuest.

„Fairerweise muss man allerdings sagen, dass die Ursachen für die Zombifizierung vielfältig sind. Dazu gehört natürlich die schlechte allgemeine Wirtschaftsentwicklung in Teilen Südeuropas. Das Konkursrecht und die Bankenaufsicht tragen ebenfalls Verantwortung.“

Zum Konflikt komme es dann, wenn die Inflationsrate weiter ansteige als bisher und das Mandat der EZB, Preisniveaustabilität zu wahren, mit den Bemühungen in Konflikt gerate, hoch verschuldete Staaten und Banken nicht zu sehr zu belasten.

Auch Deka-Chefökonom Ulrich Kater warnte in der „Welt am Sonntag“ vor möglichen Konflikten, die durch die Zombifizierung der Wirtschaft auf die europäischen Geldhüter zukommen können, sobald diese den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vornehmen. „Ein Zinsanstieg wird insbesondere dort Schwachstellen aufdecken, wo bereits heute ein großer Teil von Krediten als nicht einbringbar gilt, allen voran in Italien“, sagte er.

Doch das sei längst nicht das einzige Problem. „Als Zombieunternehmen im weiteren Sinn dürften jedoch auch einige Staaten in Europa gelten, deren Schuldenquote ab Überschreitung von gewissen Zinsschwellen ohne weitere Korrekturen unkontrolliert ansteigen würden.“

Entsprechend groß ist für ihn der Handlungsbedarf: „Europa muss sich irgendwann entscheiden, ob es die öffentliche Verschuldungsdynamik gemeinsam im Rahmen der europäischen Währungsunion kontrollieren kann, oder ob dies jedem Staat wieder selber mit einer eigenen Währung überlassen bliebe. In letzterem Falle wäre die gesamte Währungsunion ein Zombieunternehmen gewesen.“

30.07.2017 - dts Nachrichtenagentur / newsburger.de

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