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Tod von Osama bin Laden Der Mann mit dem Gebetsfleck

Seit Bin Ladens Tod führt Aiman al Sawahiri das Terrornetzwerk Al-Kaida.

Kairo – Nach dem Tod Osama bin Ladens im vergangenen Jahr wurde sein langjähriger Vertrauter, der Ägypter Aiman al Sawahiri, der Führer des Terrornetzwerks Al-Kaida. Während Bin Ladens Charisma die Organisation ständig mit neuen Rekruten versorgte, waren es al Sawahiris ideologisches Feuer, seine organisatorischen Fähigkeiten und sein strategisches Denken, die die Terrororganisation nach der US-Invasion in Afghanistan 2001 zusammenhielten.

Seit Sawahiri das Netzwerk führt, ist es noch nicht zu Vergeltungsschlägen wegen der Tötung seines langjährigen Weggefährten gegen die USA gekommen. In den Stammesgebieten unter Bundeskontrolle in Pakistan, im Grenzgebiet zu Afghanistan, geriet die Al-Kaida zuletzt immer weiter unter Druck, vor allem durch das von Pakistan stillschweigend tolerierte Drohnenprogramm der CIA.

An der extremistischen Einstellung des Brillenträgers mit dichtem Bart und dem deutlich sichtbaren Gebetsfleck auf der Stirn – ein Mal, das durch häufiges Verneigen bis zum Boden beim Gebet entsteht – und seiner Bereitschaft, Gewalt anzuwenden, besteht weiterhin kein Zweifel. Die Belohnung für die Ergreifung von Sawahiri ist mit 25 Millionen Dollar die bei Weitem höchste von den USA ausgeschriebene.

Radikal seit Jugendjahren

Anders als Osama bin Laden, der erst als Erwachsener dem Ruf des Dschihads folgte, begann Sawahiris Aktivismus bereits in seiner Jugend. In eine gehobene Mittelklassefamilie aus Ärzten und Gelehrten in einem Vorort Kairos geboren, las er als Teenager die radikalen Schriften des ägyptischen Islamisten Sajed Kutb. Er gründete eine geheime Zelle von Schülern, die sich gegen die Regierung des damaligen Präsidenten Anwar Sadat stellten, die sie als ungläubig ansahen.

Während seiner Studienzeit in den 1970er Jahren war der heute 59-jährige Sawahiri in militanten Kreisen aktiv und führte seine Zelle mit anderen zusammen. Eine dieser Partnerorganisationen innerhalb der Gruppe des Islamischen Dschihads war es schließlich auch, die Sadat 1981 bei einem Attentat tötete. Sawahiri, der nach eigenen Angaben erst wenige Stunden vor der Tat davon erfahren hatte, musste dennoch für drei Jahre ins Gefängnis. Die schweren Folterungen, denen er im Gefängnis ausgesetzt war, hätten ihn zu einem weit gewaltbereiteren Islamisten gebracht, als er es zuvor gewesen war, glauben viele Beobachter.

Treffen mit Bin Laden in afghanischer Höhle

Bereits 1980 war der damals junge Arzt in die Kriegszonen Afghanistans gereist, um verletzte Mudschaheddin im Kampf gegen die Sowjets zu behandeln. Nach seiner Haftstrafe kehrte er dorthin zurück und lernte wenig später Osama bin Laden kennen, der den Kampf gegen die Sowjets finanziell unterstützte. Sawahiri behandelte den saudischen Terrorpaten in den späten 1980er Jahren in einer Höhle in Afghanistan, während sowjetische Bombardements die Berge um sie herum erschütterten. Die in dieser Höhle entstandene Freundschaft legte das Fundament für die Terrororganisation, die 2001 die Anschläge auf das World Trade Center durchführte und Bin Laden zum Staatsfeind Nr. 1 der USA machte.

Nach dem darauf folgenden Militäreinsatz der USA in Afghanistan war es Sawahiri, der nach der Tötung und Vertreibung vieler Al-Kaida-Mitglieder das Netzwerk in der Grenzregion zwischen Pakistan und Afghanistan wieder aufbaute. Ihm war das Fortsetzen des Kampfes gegen die USA auch ein persönliches Anliegen, schließlich verlor er bei einem US-Luftangriff in Kandahar seine Frau und mindestens zwei seiner sechs Kinder.

Erzfeind USA

Sawahiri wurde in Abwesenheit Bin Ladens in den vergangenen Jahren bereits zum neuen Gesicht der Al-Kaida und tauchte immer wieder in Internet-Videos auf. „Bush, weißt du, wo ich bin?“, spottete er in einem Video vom Januar 2006, als ein auf ihn gezielter Luftangriff ihn verfehlte. „Ich bin unter den muslimischen Massen … Ich beteilige mich an ihrem Dschihad, und wir werden euch besiegen.“

Auch nach der Wahl Barack Obamas versuchte Sawahiri den Hass der Dschihadisten auf die USA nicht abflauen zu lassen, auch wenn der US-Präsident mit zweitem Namen Hussein heißt und zu Beginn seiner Amtszeit die Versöhnung mit der muslimischen Welt zu seinem Ziel machte. In einer seiner berüchtigtsten Videobotschaften beschrieb er Obama zwei Wochen nach dessen Wahlsieg als „Haussklaven“.

01.05.2012 - dapd / newsburger.de

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