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DIVSI-Studie 61% können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen

Gleichzeitig ist aber immer noch jeder Sechste offline.

Berlin/Hamburg – Obwohl in den letzten Jahren und insbesondere nach den Enthüllungen von Edward Snowden viel über Datensicherheit und -missbrauch im Internet gesprochen wurde, lässt sich ein ausgeprägter Internet-Optimismus und -Pragmatismus in der deutschen Gesellschaft feststellen. Immer mehr Menschen können sich ein Leben ohne Internet überhaupt nicht mehr vorstellen – 2012 waren es 50 Prozent, heute sind es bereits 61 Prozent.

Die große Mehrheit der Bevölkerung (72 Prozent) sieht zudem wesentlich mehr Chancen als Gefahren im Internet – ein Plus von 4 Prozent. Aber Optimismus darf und sollte nicht mit Naivität verwechselt werden: Dass Datensicherheit im Internet überhaupt möglich ist, bezweifeln 68 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, noch einmal 13 Prozent mehr als 2012.

Dies sind markante Ergebnisse der Studie „DIVSI Internet-Milieus 2016: Die digitalisierte Gesellschaft in Bewegung“, die das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) heute in Berlin vorgestellt hat. 2012 hatte das DIVSI die digitale Gesellschaft in Deutschland erstmals gründlich vermessen. Vier Jahre später folgt nun mit der neuen Studie eine umfangreiche Aktualisierung, Erweiterung und Vertiefung. Erneut hat das renommierte Heidelberger SINUS-Institut die Studie im Auftrag des DIVSI erstellt. Über 2.600 Menschen, die repräsentativ für die deutschsprachige Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren sind, wurden in persönlichen Gesprächen befragt. Um nicht nur Einblicke in die Internetnutzung, sondern auch in die dahinterliegenden Einstellungen zu erhalten, wurden im Vorfeld in einer qualitativen Erhebung persönliche Tiefeninterviews durchgeführt.

Bei Sicherheitsfragen zeigen sich die meisten pragmatisch bis resigniert

„Am Internet führt kein Weg vorbei: Die meisten Menschen können und wollen nicht mehr aufs Online-Sein verzichten – und das obwohl ihnen sehr bewusst ist, dass die Internetnutzung auch Risiken birgt. Es hat sich eine realistische, aber auch sehr pragmatische Grundhaltung in Sicherheitsfragen etabliert, teils gleichgültig, teils resigniert“, erklärte DIVSI-Direktor Matthias Kammer bei der Vorstellung der Studie.

So sei den Menschen bewusst, dass es in punkto Sicherheit und Datenschutz keine einfachen Lösungen gebe. Dies bestätigt sich dadurch, dass die deutschen Internetnutzer nahezu gleichermaßen sich selbst (82 Prozent), Staat (70 Prozent) und Unternehmen (88 Prozent) in der Verantwortung sehen, wenn es um die Sicherheit im Internet geht – und doch sind sie skeptisch, dass der Staat und die Unternehmen dazu in der Lage sind. 66 Prozent glauben nicht, dass der Staat die Bürger vor den Gefahren im Internet schützen kann. Entsprechend geben 64 Prozent an, dass man sich an einen freieren Umgang mit Daten gewöhnen muss – auch wenn sie ihre persönlichen Daten davon gerne ausgenommen sehen würden.

Anteil der Smartphone-Besitzer hat sich vervierfacht

Die Menschen in Deutschland sind außerdem heute nicht nur häufiger, sondern auch deutlich länger im Internet unterwegs. Waren 2012 nur 38 Prozent täglich online, sind es vier Jahre später schon 58 Prozent. Insbesondere die gestiegene Beliebtheit diverser Kommunikations- und Interaktionsangebote, die das Internet bereitstellt, treiben diese Entwicklung an. Soziale Netzwerke wie Facebook oder Messenger-Dienste wie WhatsApp werden mittlerweile über alle Altersgruppen hinweg genutzt. Das Internet ist insgesamt nicht nur mobiler geworden, es ist nahezu omnipräsent: Allein der Anteil der Besitzer von internetfähigen Smartphones hat sich in Deutschland seit 2012 vervierfacht und ist von 16 auf 68 Prozent gestiegen.

„Überall ist vom digitalen Wandel die Rede, der die Welt, wie wir sie bisher gekannt haben, auf den Kopf stellt. Und tatsächlich: Das Internet hat in den letzten Jahren praktisch alle Lebensbereiche rasant verändert oder zumindest deutlich beeinflusst. Der digitale Wandel vollzieht sich bei weitem nicht nur technisch, sondern unsere Gesellschaft hat sich im Hinblick auf ihre Grundhaltungen zum Internet in nur vier Jahren massiv verändert“, so Kammer weiter.

Immer noch jeder Sechste bleibt offline

Aber auch wenn Online-Sein in den meisten Fällen zum Normalzustand wird, hat die Studie ergeben, dass immer noch jeder Sechste und damit 16 Prozent der Deutschen sog. „Offliner“ sind, viele davon im fortgeschrittenen Alter. Nicht nur sie äußern deutliche Unsicherheiten im Umgang mit dem Netz.

Dr. Silke Borgstedt, Direktorin Sozialforschung beim SINUS-Institut, verweist auf die Herausforderungen, die damit einhergehen: „Auch teilweise sehr aktive und internetaffine Nutzer fühlen sich nicht souverän genug, sind vom Internet und seinen schier unendlichen Möglichkeiten teils überfordert. Nicht wenigen macht es Angst, dass immer mehr Bereiche des Alltags dem digitalen Wandel unterworfen werden. Wir müssen dieser Gruppe besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommen lassen.“

Wer nicht am digitalen Leben teilnimmt, wird schnell abgehängt

So wollen zwar mehr als zwei Drittel der Gesellschaft an dem teilhaben, was im Internet geschieht, gleichzeitig schätzt sich ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger selbst als wenig kompetent hierfür ein. Die Menschen nutzen die vielfältigen Möglichkeiten, die das Internet bietet, unterschiedlich häufig, unterschiedlich breit und unterschiedlich intensiv. Vor allem ältere, formal weniger gebildete und Menschen mit geringerem Einkommen müssen besser beim digitalen Wandel mitgenommen werden, damit dieser nicht zu einer gesellschaftlichen Spaltung führt.

„Die gewonnenen Erkenntnisse belegen, wie zentral das Internet für unsere Gesellschaft ist. Denn ohne digitale Teilhabe ist eine soziale Teilhabe kaum noch möglich. Die bloße Bereitstellung technischer Zugänge oder eine aktivere Internetnutzung reichen nicht aus, um sicherzustellen, dass niemand durch den digitalen Wandel abgehängt wird“, zieht Kammer als Fazit zur Studie.

28.06.2016 - newsburger.de

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