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Kolumne Der Knipser im Dschungelcamp

Detlef Vetten: Was die Woche bringt – Die Montags-Kolumne.

Berlin – Leute, lasst Euch nicht in die Irre führen. Der “Toni”, der Ende vergangener Woche sein Lager im “Dschungelcamp” aufgeschlagen hat, ist nicht so harmlos, wie er sich gibt. Der Kerl ist mit allen Wassern gewaschen.

“Toni” ist der Quoten-Sportler im Camp. Einer wie einstens Carlo Thränhardt (müder alter Mann mit großer Vergangenheit), Eike Immel (abgehalfterter Torwart im Pech), Jimmy Hartwig (trauriger Möchtegern-Clown) oder Thomas Rupprath (knackiger Weltklasseschwimmer und prima Dschungel-Kumpel).

Mit bürgerlichem Namen heißt der “Toni” Ailton Gonalves da Silva. Er kam am 19. Juli 1973 in Mogeiro, Paraiba, in Brasilien zur Welt, schloss sich mit 16 einem Fußballverein an und wurde Mittelstürmer von Beruf. Ailton nannte er sich der Einfachheit halber, spielte bei 20 Vereinen und wurde in seiner besten Zeit mit dem SV Werder Bremen Deutscher Meister, Pokalsieger, Torschützenkönig und Fußballer des Jahres.

Wikipedia erklärt seine Teilnahme mit englischer Zurückhaltung: “Finanziell sieht Ailton einer ungewissen Zukunft entgegen, weil er mit den Einnahmen während seiner Karriere nicht auskam. Aus diesem Grund hat er sich für das Jahr 2012 als Teilnehmer der sechsten Staffel des RTL-Dschungelcamps verpflichtet.” Das kann man auch kürzer formulieren: Ailton wird alt und braucht das Geld.

Aber Leute, lasst Euch nicht blenden! Der “Toni” (so riefen ihn liebevoll die Bremer Fans) scheint immer noch der Alte. Einer mit echten Mittelstürmer-Qualitäten. Auf dem Platz hat man oft stundenweise nichts von Ailton gesehen. Hier mal ein Ballkontakt, da ein kurzer Antritt, dann wieder das große Ausruhen. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, war er da, der “Kugelblitz”. Sauste allen Gegnern davon, machte sein Tor und ließ sich feiern.

So lässt er es auch im Dschungel angehen. Während seine Leidensgenossinen und -genossen durch Geschäftigkeit ihre Nervosität überspielen und einander in Aktionismus übertrumpfen, stolziert Ailton – ab und zu mit einem fast armlangen Messer bewaffnet – durch den Offenen Vollzug und ist nicht aus der Ruhe zu bringen.

Einmal versuchen die Drittklassen-Promis ein Feuer in Gang zu bringen. Sie schnattern und gackern, hektisch manipulieren sie an Brennbarem herum. Jeder, so hat man den Eindruck, ist ein Meister in Sachen Survival. Doch so recht will anfangs nichts brennen.

Ailton wohnt der Szene bei wie einer jener Männer, die rudelweise Bauarbeitern beim Buckeln zusehen. “Toni” verschränkt die Arme vor der breiten Brust und verzieht keine Miene. Er macht keine Anstalten, Hand anzulegen. Kraft sparen – da kennt er sich aus.

Irgendwann brennt was. “Toni” deutet ein Lächeln an. Er ballt ganz leicht die Hand zur Faust. Öffnet die Lippen ein wenig und sagt “Bravo”. Dann trollt er sich.

Und jeder, der die Szene mitverfolgt hat, muss nun das Gefühl haben, dass es der “Toni” war, der das Feuer gemacht hat.

Leute, lasst Euch nicht täuschen. Der “Toni” ist ein Knipser. Wenn der will, bringt er es weit. Auch in diesem komischen Camp. Und wenn er keinen Bock mehr hat, geht er einfach. So war er schon immer. Mit dem “Kugelblitz” werden die von RTL noch ihre Freude haben.

Oder auch nicht.

16.01.2012 - dapd / newsburger.de

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