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Erfurter Weihnachtsmarkt
© Michael Sander / CC BY-SA 3.0

Blog Adventskalender 2017 Bayerische Adventsbräuche sind nichts für schwache Nerven

Willkommen beim siebten von 24 Söckchen des Blog Adventskalenders 2017.

Rot am See – Der Nikolaus bringt den Krampus mit. Wotan verbreitet Angst und Schrecken mit seiner wilden Jagd. Perchten springen nicht ohne Grund so gerne. Im Advent klopfen auch mal blutige Gesellen an. Der Adventkranz war mal ein Wagenrad. Und warum hat das Christkind gelächelt? Die bayerische Advent- und Weihnachtszeit ist vollgepackt mit faszinierendem Brauchtum, viel Geschichte und mehr oder weniger schönen Geschichten.

Der Adventkranz ist weder bayerisch noch katholisch

Erst mal zu den harmlosen Dingen, wie den Adventkranz. Den gibt es im katholischen Bayern seit Mitte/Ende der 1920er Jahre. Doch wer hätte das gedacht: Der Kranz ist weder bayerisch noch katholisch und er war anfangs auch nicht grün. Erfunden hat ihn nämlich der Protestant und Gründer der Inneren Mission Johann Heinrich Wichern in Hamburg, der ein Wagenrad mit 24 Kerzen bestückt hatte. Das war akurat für jeden Dezember-Tag bis Heilig Abend eine Kerze. Aus diesem Riesen-Kranz wurde mit der Zeit der bekannte Adventkranz mit Tannengrün, Schleifen und vier Kerzen. Eine schöne und praktische Sache, denn wer hat im Wohnzimmer schon Platz für ein Wagenrad.

Für die Heilige Barbara blühen die Zweige

Logisch, dass im Advent auch die Heiligen eine Rolle spiele. Mit denen sollte man sich zwar immer gut stellen, aber im Advent sowieso. Kurz nach dem 1. Advent werden zu Ehren der Heiligen Barbara die Barbarazweige (Forsythie oder Kirsche) geschnitten und in eine Vase gestellt, damit sie bis Weihnachten blühen. Die Heilige gehört laut Wikipedia zu den 14 Nothelfern und steht für Wehrhaftigkeit und Standhaftigkeit im Gauben. Sie soll vor Gewitter, Feuer, Fieber, Pest und plötzlichem Tod schützen.

Der Nikolaus könnte sogar den Teufel dabei haben

Für den Heiligen Nikolaus ist der 6. Dezember reserviert und der Vollständigkeit halber sei gesagt: Mit dem Weihnachtsmann Santa Claus hat der Nikolaus gar nichts zu tun. Der Heilige Nikolaus war im 4. Jahrhundert Bischof in Kleinasien und er war ein spendabler Mann. Er verschenkte Goldklumpen, damit drei Mädchen von ihrem Vater nicht an ein Freudenhaus verkauft wurden. Auch Schiffer in Not beschenkte er und er ist deshalb Patron der Flößerbruderschaften und Zillenschiffer auf dem Inn und der Salzach.

Früher stellten Kinder Papierschifferl auf, damit der Nikolaus etwas hinein legt. Heute kommt der Nikolaus mit Gabensack und Goldenem Buch, in dem Lob und Tadel notiert sind. Im Schlepptau hat er oft den Kramperl, obwohl der nichts mit dem Heiligen Nikolaus zu tun hat, sondern bei mittelalterlichen Bischofsspielen entstand. Aber wie das so ist: Erst mal erfunden, kriegt man manche Gesellen nicht mehr los. Im Berchtesgadener Land allerdings hat der Nikolaus auch mal zwölf Buttmandln dabei. Die sind inzwischen selten geworden und genau genommen sind sie auch nicht viel besser als der Krampus, denn sie tragen ein Strohgewand, Fellmasken, Hörner, Glocken, eine Rute und sind nicht die ruhigsten Geschöpfe.

Übrigens: 13 Buttmandln sind schlecht, denn das 13. ist der Teufel. Also besser mitzählen, wie viele da ins Haus stolpern – wenn man überhaupt die Tür aufmacht. Kleiner Tipp: Verdächtig ist nicht das Buttmandl in Mädchentracht, denn das ist das Nikoloweiberl und in der Tracht steckt ein Mann. Travestie hat anscheinend auch eine lange Geschichte – ob man unter dem Rock allerdings genau nachschauen will, bleibt wegen des Rutenrisikos jedem selbst überlassen.

Tote jagen durch die stürmische Rauhnacht

Das „wuide Gaid“ – also die wilde Jagd – treibt sich ebenfalls im Advent herum. Der Advent in Bayern ist eben nichts für Angsthasen und Sensibelchen. Wenn diese wilde Jagd losbricht, dann ist Rauhnachtzeit in Bayern. Und das ist eine ganz besondere Zeit, denn sie ist mystisch und gefährlich. Schließlich toben die Toten durch die stürmische Nacht der Irdischen. Der „Chiemgau Alpenverband“ rät dringend, sich vor dieser wilden Jagd zu hüten. Angeführt wird die Horde von Wotan auf dem weißen Schimmel und ihm folgen ein Heer der Toten sowie Unholde und Nachtalbe. Die Vorweihnachtszeit ist halt nicht immer staad und nichts für schwache Nerven.

Faule Mägde fürchten die blutige Luzi

Die Rauhnächte starten zur Wintersonnwende am 21.12. und dauern bis zum Dreikönigstag. Doch die Perchten zwischen Bayerischem Wald und Alpen sowie die Klausen im Allgäu sind meist schon ab 12. Dezember aktiv. Nicht weil sie die Saison verlängern wollen, sondern am 12.12. geisterte nachts die Luzi umher und natürlich war auch sie nicht die Netteste. Die blutige Luzi wollte doch glatt faulen Mägden die Bäuche aufschneiden, um den Schmutz aus der ungefegten Stube hinein zu füllen. Irgendwo muss der Dreck ja hin und wer faul ist, muss eben dafür büßen.

Mit der Heiligen Luzia (Märtyrerin, Fürsprecherin bei Augenkrankheiten), der am 13.12. gedacht wird, hat die „bluadige Luzi“ nichts zu tun. Immerhin: Der Arbeitskreis der Perchten von Kirchseeon versichert, dass die Perchten Glücks- und Segenbringer sind, Unglück von Haus und Hof fern halten und im nächsten Jahr Fruchtbarkeit bringen sollen. Es heißt: „So hoch der Percht springt, so hoch wächst das Korn im nächsten Jahr.“

Die Perchten sind wild und laut

Die Perchten wollen mit Lärm, Masken, Tanz und Sprüngen aber auch den Winter austreiben. Doch wenn es am Vorabend des 21.12. an der Tür klopft, bitte genau hinsehen: Es könnte der „bluadige Thamerl“ sein, der womöglich nicht nur eine Mettensau sucht, die zu Weihnachten geschlachtet werden kann, um Blut- und Leberwürste oder eine Metz’nsupp’n zu machen, die nach der Christmette verspeist wird. Wer weiß, was diesem blutgierigen Wesen einfällt, wenn er erst mal in der guten Stube steht…

Im Chiemgau wird geklöpfelt

Harmloser ist das Klöpfeln: Laut Chiemgau Alpenverband wurden dabei einst Glückwünsche für Mensch, Hof und Haus überbracht. Heute wünschen meist Kinder Glück und bitten gleichzeitig um eine Gabe. Geklöpfelt und gesungen wird an den drei Donnerstagen von Andreas (30.11.) bis Thomas (21.12.). Liegt ein Donnerstag nach Thomas, könnte der Teufel dabei sein – man kommt in Bayern halt einfach nicht an scheußlichen Gestalten vorbei.

In der Weihnachtszeit wird viel gesungen

Rund um Zwiesel im Bayerischen Wald ist das Christkindlsingen daheim. Dieses Weihnachtssspiel wurde im 19. Jahrhundert von Glasmachern aus der Oberpfalz nach Böhmen und in den Bayerischen Wald gebracht. Neun kostümierte Kinder ziehen von Haus zu Haus. Mit dabei sind Schäfer, Petrus, Nikolaus, zwei Engel und Maria mit dem Christkind, das einen geschmückten Christbaum hält. Mit Spielszenen bitten sie um Einlass und in der Wohnung wird dann gesungen. Apropos singen: Reihum in Bayern finden Adventsingen statt. Angeregt wurde das Adventsingen mit teils uralten Liedern übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg von Annette Thoma, die die berühmte Bauernmesse geschrieben hat.

Krippenkunst und Fatschenkindl

Die Herbergssuche von Maria und Josef wird mit Lebenden Krippen nachgestellt und auch die Kripperl daheim und auf den Christkindlmärkten erinnern an die Herbergssuche, die im Stall endete, wo Jesus Christus geboren und in eine Krippe gelegt wurde. Berühmt sind vor allem die Krippenschnitzer in Oberammergau und Berchtesgaden. Das Christkind heißt übrigens auch „Fatschenkindl“, weil es sorgsam gewickelt (gefatscht) wurde.

Warum das Christkind lächelte

Deswegen aber hat es nicht zufrieden gelächelt. Das Christkindl hat auch nicht Ochs und Esel zugelächelt. Es war ein Floh, der das Christkind kitzelte und zum Lächeln brachte. Zumindest steht es so geschrieben in den Weihnachtsgeschichten des Österreichers Karl Heinrich Waggerl, die man sich und der Familie gönnen sollte, denn sie sind wirklich reizend und es muss ja nicht immer die vielgelesene und berühmte „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma aus dem Dachauer Land sein.

24 Söckchen – Der Blog Adventskalender 2017

Das war es also, das 07. Söckchen des Blog Adventskalenders 2017. Das nächste Söckchen findet sich morgen entweder auf sabienes.de, nicht-spurlos.de oder auf windowsbunny.de. Das Team vom Newsburger wünscht viel Spaß beim suchen und eine besinnliche Vorweihnachtszeit. Wer möchte kann sich auch gern nochmal unsere Söckchen der Jahre 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014 und 2015 durchlesen.

07.12.2017 - newsburger.de

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