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Tourismus Die Mekka-App

Ein Stuttgarter Unternehmer hilft mit einem Programm bei der Pilgerreise.

Stuttgart – Für Muslime ist sie der Höhepunkt ihres Lebens: die Reise in die heilige Stadt Mekka. Allerdings ist es gar nicht so einfach, sich an der Al-Haram-Moschee richtig zu verhalten. Ein Pilger muss verschiedene Aufgaben in einer vorgegebenen Reihenfolge erfüllen. Diese Erfahrung hat auch Habiburrahman Dastageeri gemacht. Der Stuttgarter begab sich 2006 auf die Umrah, die kleine Pilgerreise.

Dabei machte er einen Fehler. Er ging zuerst den Weg zwischen den Orten Safa und Marwa, Punkt vier von fünf vorgegebenen. Den dritten Punkt, das Trinken aus der heiligen Quelle Zamzam, hatte er übersprungen. “Heute weiß ich, dass ich den Punkt auch ganz weglassen könnte”, sagt der 31-Jährige.

Damals aber war der Informatikstudent sehr verunsichert. Und hatte eine Idee: Eine Mekka-App soll bei allen Fragen rund um die Pilgerreise und bei der Navigation helfen. Das Software-Programm und sein Erfinder sind inzwischen heiß begehrt.

Aber der Reihe nach. Der schlanke 31-Jährige ist ein vorbildlicher Muslim. Er trinkt keinen Alkohol und betet fünf Mal am Tag. Doch die Pilgerreise wurde für ihn ebenso eine Herausforderung wie für Millionen andere Muslime auch, die Jahr für Jahr nach Mekka pilgern. In der heißen Wüstensonne Saudi-Arabiens inmitten der Menschenmassen und mit zahlreichen Vorgaben, die zu beachten sind, können sie schnell durcheinander kommen.

Zumal die Umrah im Gegensatz zur Hadsch, der großen Pilgerreise, die jeder Muslim, sofern er gesund und vermögend genug ist, einmal in seinem Leben gemacht haben muss, noch verhältnismäßig einfach ist. “Die Umrah dauert drei Stunden. Die Hadsch dauert sechs Tage und hat noch viel mehr Schritte”, erläutert Dastageeri.

Zurück in Deutschland konzentrierte er sich in seinem Studium auf Navigationsprozesse und erstellte als Bachelorarbeit einen Reiseführer für Bremerhaven, wo er damals studierte. Dann wechselte er an die Hochschule für Technik in Stuttgart und studierte Softwaretechnologie. An der Hochschule in Bremerhaven lernte er einen Mitstreiter kennen, eine weitere Mitstreiterin an der Stuttgarter Hochschule – beide sind keine Muslime.

Zusammen erstellten sie eine App, ein Programm für das iPhone. Es heißt “Amir”, arabisch für “Führer”. Dastageeri zieht einen Finger über sein Smartphone, und “Amir” öffnet sich. Bevor die Software gestartet wird, haben Nutzer die Wahl. Welche der drei verschiedenen Hadsch-Arten soll es sein? Welcher von vier Rechtsschulen folge ich? Bin ich männlich oder weiblich? So ergeben sich 24 verschiedene Varianten. Allein für die Hadsch. Mit der Umrah zusammen sind es 48.

Damit lassen sich alle Schritte üben. Beim Wissenstest öffnet sich eine Darstellung der Moschee und der Umgebung. “Wo befindet sich der grüne Bereich?” ist eine der Fragen. Im grünen Bereich müssen die Männer etwas schneller laufen als normal. Mit dem Finger lassen sich verschiedene mögliche Orte wählen, nur einer ist richtig.

Zudem gibt es eine Navigationsfunktion. Denn die Orientierung stellt Pilger vor besondere Herausforderungen. Sie werden in einer robusten feuerfesten Zeltstadt untergebracht, die jedes Jahr erweitert wird. “Aber die Straßen haben keine Namen”, sagt Dastageeri. Die Straßen in Mekka selbst haben teilweise Namen, diese seien aber schwer zu lesen. Deswegen funktioniert die Navigationshilfe wie ein Kompass. Die Position lässt sich eingeben, und der Abstand und die Richtung zu anderen Punkten wie der Moschee werden angezeigt.

An Dastageeris Idee glauben auch andere. Das Bundesministerium für Wirtschaft förderte ihn ab Mai 2009 mit 2.000 Euro monatlich für ein Jahr. Das Geld erlaubte ihm auch, ein eigenes Gerät mit der Software zu entwickeln. Es sieht aus wie ein Navigationsgerät und ist für knapp 150 Euro bereits über einen Onlineshop auf der Firmenseite zu haben.

Jüngst begleitete er den baden-württembergischen Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) bei einer Delegationsreise nach Saudi-Arabien. Zwölf Unternehmensvertreter traf er. “Und alle haben gesagt, sie sind interessiert”, berichtet er begeistert. Der Ausgang ist noch offen. “Wir versuchen, die passende Markteinführungsstrategie zu finden”, sagt Dastageeri.

Eine Firma ist unter anderem für die Sicherheit der Pilger während der Hadsch zuständig. Mit dem Unternehmen hatte Dastageeri auch einen saudi-arabischen Regierungssprecher getroffen. Die Sicherheit stellt die Regierung angesichts der Massen vor besondere Probleme. “In diesem Jahr gab es Leute, die für drei Tage verschwunden waren”, berichtet Dastageeri. “Da steht eine mögliche Zusammenarbeit im Raum.”

17.01.2012 - dapd / newsburger.de

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