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Berlinale Goldener Bär geht überraschend nach Italien

Regie-Brüder Taviani erhalten Auszeichnung – Zwei Silberne Bären für deutsche Künstler.

Berlin – Der italienische Film “Caesar Must Die” der Brüder Paolo und Vittorio Taviani ist der überraschende Gewinner der 62. Berlinale. Die halbdokumentarische Produktion über eine Shakespeare-Inszenierung von Häftlingen in einem römischen Gefängnis wurde am Samstagabend mit dem Goldenen Bären für den besten Film ausgezeichnet. Zwei Silberne Bären gingen nach Deutschland: Christian Petzold wurde für sein DDR-Drama “Barbara” ausgezeichnet, Kamermann Lutz Reitemeier für seine Arbeit bei “White Deer Plain”.

Jury-Präsident Mike Leigh und Berlinale-Direktor Dieter Kosslick überreichten die begehrte Trophäe den Regisseuren Paolo (80) und Vittorio Taviani (82). Sichtlich berührt bedankten sich die Brüder (“Padre Pardone”, 1977) auf der Bühne des Berlinale-Palastes bei den mitspielenden Häftlingen. “Es ist für die Häftlinge ein paar Tage wieder möglich gewesen, wieder zu leben. Wir grüßen sie”, sagte Paolo Taviani. Er hoffe, dass die Kinobesucher merkten, dass auch Schwerverbrecher Menschen seien und blieben.

Vor der Preisverleihung waren dem überwiegend in Schwarz-Weiß gedrehten Film “Cesare deve morire” von der internationalen Kritik lediglich Außenseiterchancen eingeräumt worden. Gezeigt wird, wie Häftlinge in einem Gefängnis “Julius Cäsar” einüben. Sie erkennen Parallelen zwischen dem klassischen Drama und ihrem eigenen Leben, und der Stolz nach der Premiere ist ihnen anzusehen. Gespielt werden die Insassen von wirklichen Häftlingen. Entstanden ist eine kunstvolle Verflechtung von Wirklichkeit und Fiktion.

Der Film gewann auch den Preis der Ökumenischen Jury. Es ist das achte Mal, dass ein italienischer Film oder eine italienische Koproduktion den Goldenen Bären gewinnt. Zuletzt ging der Hauptpreis 1991 an “La casa del sorriso” (“House Of Smiles”) von Marco Ferreri.

Als Favorit galt vor der Verleihung “Barbara”. Den Hauptpreis erhielt Petzold zwar nicht, aber er wurde als bester Regisseur ausgezeichnet. In seinem beeindruckenden Drama schildert er, wie eine junge Ärztin (Nina Hoss) Anfang der 80er-Jahre aus der DDR zu ihrem Geliebten in den Westen flüchten will. Die beiden anderen deutschen Wettbewerbsbeiträge “Gnade” von Matthias Glasner und “Was bleibt” von Hans-Christian Schmid gingen leer aus.

Mit Lutz Reitemeier wurde ein zweiter Deutscher mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet – für eine herausragende künstlerische Leistung. Reitemeier führte bei dem chinesischen Epos “White Deer Plain” des Bären-Gewinners von 2007, Wang Quan’an, die Kamera.

Als beste Darstellerin wurde die 15-jährige Laien-Schauspielerin Rachel Mwanza für ihre Rolle als afrikanische Kindersoldatin in dem Film “War Witch” geehrt – und vom Publikum mit viel Applaus bejubelt. Der Silberne Bär für den besten Darsteller ging an Mikkel Boe Fölsgaard. Der Schauspieler wurde für seine Rolle in dem dänisch-internationalen Historiendrama “Die Königin und der Leibarzt” ausgezeichnet. Für denselben Film erhielten Nikolaj Arcel und Rasmus Heisterberg den Drehbuch-Preis.

Den Großen Preis der Jury (Silberner Bär) erhielt der ungarische Film “Just the Wind”, der Gewalt und Diskriminierung gegen Roma in Ungarn thematisiert und auf einer realen Mordserie beruht. Eine “lobende Erwähnung” inklusive eines Silbernen Bären bekam “L’Enfant d’en haut” (“Sister”) der schweizerisch-französischen Regisseurin Ursula Meier. Mit dem Alfred-Bauer-Preis wurde der Schwarz-Weiß-Film “Tabu” des portugiesischen Regisseurs Miguel Gomes geehrt. Gomes zeigte sich “ein bisschen verwirrt”, einen Innovationspreis zu bekommen. “Ich wollte eigentlich einen altmodischen Film drehen.”

18 Filme waren im Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären. Insgesamt wurden knapp 400 Filme gezeigt. Jury-Präsident Mike Leigh sagte über die Arbeit der Juroren: “Wir waren eine nette Gruppe, wir mögen uns, wir haben alle einen Sinn für Humor.” Sie hätten “interessante Filme gesehen”, fügte er hinzu. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) erklärte, die Berlinale ermögliche als politisch sensible Bühne des internationalen Films berührende und eindringliche Einblicke in die Welt.

Die Berlinale endet am Sonntag mit einem Publikumstag.

18.02.2012 - dapd / newsburger.de

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