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Olympia Mutproben im Eiskanal

Olympiasieger Lange als Lehrer wagt Experiment mit minderjährigen Bob-Piloten.

Innsbruck – Andre Lange beugt sich in den blauen Bob hinab. “Schnell fahren ist das eine, heil runterkommen das andere”, raunt der viermalige Olympiasieger dem Azubi-Piloten Philipp Mölter zu. Bei den Olympischen Winterjugendspielen auf der Bahn von Innsbruck-Igls geht es zwar um Medaillen, aber die Sicherheit steht an erster Stelle. Es darf nichts Ernstes passieren, denn das hier ist ein Experiment. In Deutschland darf man eigentlich erst ab 18 Bobfahren, doch für die Jugend-Olympiade wurden die Regeln gebrochen.

“Bei der Ski-Abfahrt rasen die jungen Leute hier mit über 100 Klamotten ins Tal. Beim Rodeln fangen sie auch mit sieben oder acht Jahren an, da sagt auch kein Mensch was”, sagt Lange dazu. Er weiß aber auch genau, dass die Bobs im Gegensatz zu den Schlitten “Geschosse sind, die den Berg runterrasen”. Wenn einem die jungen Leben der Boblehrlinge lieb sind, sollte man also eine gründliche Ausbildung verordnen. Deshalb wurde vom Bob- und Schlittensportverband für Deutschland (BSD) vor gut eineinhalb Jahren die Mission Jugendspiele gestartet, erstmals in der Geschichte mit nicht volljährigen Piloten. Und mit Lange als perfekten Bob-Lehrer.

Der einst zum Skeleton-Nachwuchskader zählende Philipp Mölter erinnert sich noch gut an die Anfangszeit seiner Umschulung zum Bobpiloten. “Ich bin im März 2010 gefragt worden und war sofort begeistert: Schließlich wollte ich schon immer Bobfahren”, erzählt der Bayer.

Im Monobob in Oberhof ging es los, am Anfang nur sechs Kurven vor dem Ziel. Dann ging es immer weiter die Bahn hoch, es wurde immer schneller. Mit diversen ungewohnten Problemen, zum Beispiel dem, dass Bobfahrer unter 18 keinen Führerschein haben und demnach nicht einfach mal so mit ihrem Bob zum Training kommen können. Aber Andre Lange als Tippgeber löste auch dieses Problem: “Keiner kann besser helfen als er.”

Auf dem Weg zu Jugend-Olympia gab auch mal einen heftigen Sturz in Winterberg, als Mölter beim Reinspringen die Lenkseile abgerissen hatte. “Ein kleines Missgeschick. Wir sind umgekippt, das gehört einfach dazu”, sagt der Zwölftklässler im Christopherus-Gymnasium von Berchtesgaden grinsend: “Aber Angst hatte ich deshalb nie. Ein Sturz in 130 Fahrten ist auch nicht so schlecht.”

Normalerweise, so erzählt Lange, wäre das Zehnfache an Fahrten notwendig, wenn man sich einer olympischen Herausforderung wie der in Innsbruck stellen will. Aber der Thüringer sagt auch, dass mit diversen Trainingswochen und der leichten Bahn in Innsbruck-Igls den Bob-Azubis aus aller Welt die Premiere so einfach wie möglich gemacht wurde.

Trotzdem ist auf der Eisrinne mit dem tollen Blick zur Alpen-Nordkette kein deutsches Mädchen-Duo am Start. Die Versuche wurden aus gesundheitlichen und wohl auch aus Sicherheitsgründen abgebrochen, es gab Tränen. “Die Verantwortung wollten wir nicht übernehmen. Schließlich wollen wir den Eltern ihre Kinder gesund zurückgeben”, sagt der sonst oft flapsige Lange mit ernster Miene. Er wird sich trotzdem dafür einsetzen, dass das Experiment mit den Piloten unter 18 in Deutschland weitergeht. Vielleicht mit leichteren Bobs speziell für Jugendliche, damit das Gefahrenpotenzial noch weiter sinkt.

Auch der deutsche Chef de Mission, Ulf Tippelt, glaubt, dass es bei den nächsten Jugendspielen 2016 in Lillehammer wieder einen Bobwettbewerb für die Jugendlichen geben wird. “Warum soll es nicht möglich sein, schon mit 16 Bob zu fahren? Der internationale Fachverband hat uns gesagt, dass es geht, und wir haben einfach diese Entwicklung in Deutschland nachvollzogen”, sagt er der Nachrichtenagentur dapd.

Philipp Mölter findet das gut. Zum einen, weil er festgestellt hat, dass Bobfahren “eigentlich kein großer Unterschied” zum Skeleton-Bauchrodeln ist. Zum anderen, weil er in seiner vom Bobfahren besessenen Familie daheim prahlen kann. Sein Vater war nur Anschieber, er ist Pilot…

19.01.2012 - dapd / newsburger.de

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