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Weltcup Ein ganzes Land zittert mit den Abfahrern

Die stolze Ski-Nation Österreich wartet in der Königsdisziplin seit einem Jahr auf einen Sieg.

Kitzbühel – Das Werbeplakat der “Kronenzeitung” hat für einige Österreicher fast schon zynischen Charakter. “Jedem Sieger seine Krone” steht da in großen Lettern am Ortseingang von Kitzbühel geschrieben. Darauf zu sehen sind die lächelnden Ski-Sportler aus der Alpenrepublik mit dem Boulevardblatt in der Hand, das kurz “Krone” genannt wird.

Es ist ein Bild aus glücklichen Tagen. Denn nach der Hälfte der Weltcup-Saison scheint es so, als hätten die österreichischen Abfahrer das Siegen verlernt. Der letzte Erfolg in der Königsdisziplin liegt schon mehr als ein Jahr zurück. Klaus Kröll gewann damals das Lauberhorn-Rennen im Schweizer Wengen. Seitdem hat es kein Abfahrer oder Super-G-Läufer aus der stolzen Ski-Nation mehr auf die oberste Stufe des Treppchens geschafft. Für das Land ist das eine Ewigkeit. “Jeder wünscht sich, dass es anders wäre – vor allem unsere Sportler selbst”, sagt Mathias Berthold.

Der Männer-Cheftrainer des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) zuckt mit den Schultern. Berthold hat keine überzeugende Antwort parat, warum seine Sportler in den schnellen Disziplinen Fahrern aus anderen Ländern den Vortritt lassen müssen, nachdem sie viele Jahre lang den Weltcup dominiert hatten. Führend sind sind inzwischen die Schweize, junge Fahrer wie Beat Feuz oder der alte Haudegen Didier Cuche geben die Linie vor.

Besonders schmerzlich wird dies den Österreichern vor der bekanntesten Abfahrt der Welt, dem Hahnenkamm-Rennen am Samstag in Kitzbühel, vor Augen geführt. Eine ganze Nation zittert und fragt, wann es denn mal wieder klappt mit einem Sieg? Auf der Streif war Michael Walchhofer der letzte Österreicher, der als Schnellster ins Tal hinabstürzte. Vor sechs Jahren war das, Walchhofer hat seine Karriere im vergangenen Jahr beendet. Als Nachwuchstrainer versucht er nun, den jungen Fahrern die Angst vor der brutalen Strecke zu nehmen. “Er ist der richtige Mann dafür, weil er über einen riesigen Erfahrungsschatz verfügt”, sagt Berthold. Er spricht von der Zukunft.

In der Gegenwart muss der Cheftrainer zugeben, dass die Zahl der Fahrer, die in diesem Jahr beim Heimrennen gewinnen können, überschaubar ist. “Zwei, vielleicht drei können um den Sieg mitfahren”, sagt Berthold. Einer davon ist Klaus Kröll. Das erste Training am Mittwoch hat er für sich entschieden. “Wenn ich sauber fahre, kann ich gewinnen”, sagt der 32-Jährige aus Schattenberg. Eine Kampfansage an die Schweizer, wie von einem TV-Reporter des ORF verlangt, will er nicht liefern. Kröll weiß, dass das schnell gegen ihn verwendet werden kann: “Man kann den Sieg nicht erzwingen”, sagt Berthold, “da muss vieles zusammenpassen.”

Die Anspannung steigt in dem Land, in dem der Skisport mit Abstand die Nummer eins ist. Skifahrer sind große Werbefiguren und stehen in der Gunst des Publikums ganz oben. Rund 40 Millionen Euro gibt der ÖSV für den Skisport aus, der Großteil geht an die Alpinen. Kein Land der Welt hat mehr Geld für den Wintersport zur Verfügung.

Vielleicht ist ihnen die nötige Lockerheit abhandengekommen, weil – außer Marcel Hirscher im Slalom und Riesenslalom – keiner mehr ein Rennen gewinnen kann. Dieser Gedanke drängt sich auf, wenn man Beat Feuz zuhört. Der Abfahrtssieger von Wengen hat sich ein simples Rezept für die Streif zurechtgelegt, nachdem er in den beiden Trainingsläufen nur hinterher gefahren ist. “Es ist in Kitzbühel vernünftiger”, sagt der 24 Jahre alte Bauernsohn aus dem Emmental, “wenn man nur einmal in der Woche sein Leben riskiert.”

Mathias Berthold, früher einmal Frauen-Cheftrainer des Deutschen Skiverbandes (DSV), nimmt die ganze Debatte inzwischen mit Humor. “Ich hätte nichts dagegen, wenn wir auf unseren nächsten Sieg bis Schladming 2013 warten müssen in der Abfahrt”, sagt er. Dann nämlich würde der nächste Weltmeister aus Österreich kommen.

19.01.2012 - dapd / newsburger.de

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