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Melanie Faißt Einmal wichtiger als Vettel

Skispringerinnen hoffen nach erster Weltcup-Saison auf mehr TV-Präsenz – „Langbeinig fliegt gut“.

Oslo – Diese eine U-Bahn-Fahrt hat das Leben von Skispringerin Melanie Faißt ganz schön durcheinandergewirbelt. Im vorigen Jahr war es, als sie sich plötzlich bei ihrem Sitznachbarn in Deutschlands größter Boulevard-Zeitung entdeckte. „Da hat es Klick gemacht, man nimmt uns wirklich wahr. Bis dahin hat es meistens nur für den Lokalteil gereicht“, erzählt Faißt der Nachrichtenagentur dapd beim Weltcupfinale in Oslo.

Besagter Artikel liegt inzwischen immer griffbereit in ihrem Zimmer in Baiersbronn. Und was sie besonders stolz macht: Einer wie der Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ist direkt unter ihr platziert, „bloß viel kleiner“.

Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen um Anerkennung und das Recht auf die Schanze, seit diesem Winter haben sie endlich ihren eigenen Weltcup. „Mir gratulierten jetzt mehr zu einem achten oder elften Platz als vorher, wenn ich Zweite geworden bin. Mit dem Begriff Weltcup kann endlich mal jemand etwas anfangen“, erzählt Ulrike Gräßler, die auf dem vierten Gesamtrang landete. Bislang war der Continental Cup ihre höchste Wettkampfform – bei den Herren springt da nur die B-Klasse.

In der A-Klasse angekommen

In der A-Klasse gibt es jetzt auch für die fliegenden Frauen einen fest angestellten Trainer, eine Physiotherapeutin und einen Techniker. „Wenn man zwischen den Sprüngen seine Skier selber wachsen muss, bleibt keine Zeit für eine Videoanalyse oder zum Abschalten. Das war schon ein Problem“, sagt Gräßler. Und auch die Preisgelder haben sich verbessert. Für die Siegerin gibt es über 2.000 Euro der insgesamt etwa 15.000 Euro. Zum Vergleich: Bei den Männern bekommt der Erstplatzierte fast das Vierfache.

Es hat sich vieles getan in diesem Winter, es gibt aber noch Potenzial nach oben. Den Sieg von Überfliegerin Sarah Hendrickson mit 104 und 99 Metern am Holmenkollen sah wieder einmal nur eine kleine Fangemeinde. „Ein paar mehr gemeinsame Springen mit den Männern wären schon schön“, sagt Melanie Faißt. So wie beim Weltcup-Debüt in Lillehammer, als Frauen und Männer hintereinander starteten.

„Der Weltcup und Olympia, das sind Meilensteine, aber letztendlich entscheidet allein die Bereitschaft des Fernsehens, was aus dieser Sportart wird“, sagt Horst Hüttel, sportlicher Leiter Skisprung im deutschen Skiverband (DSV). Und die passenden Argumente, warum die TV-Anstalten die Skispringerinnen zeigen sollten, liefert er gleich mit: „Langbeinig und leicht fliegt gut. Unsere Mädels entsprechen dem sogenannten Schönheitsideal, warum soll man sie nicht zeigen?“ Und auch Faißt sagt: „Wir schwitzen bei unserem Sport kaum, da schadet es doch nicht, wenn man sich nett zurecht macht und im Ziel auch mal den Helm abnimmt.“ In Oslo trägt sie ihre Nägel manikürt und die blonden Haare zu Zöpfen geflochten.

Bei der populären Vierschanzentournee werden die Springerinnen immer noch nicht vom Bakken gelassen. Für die 24 Jahre alte Ulrike Gräßler wären Sprünge von der Großschanze längst kein Problem mehr, sie träumt sogar schon vom Skifliegen. „Da steht mein Rekord bei 146 Metern, 200 Meter sind mein Traum. Aber da müssen wir wohl noch Geduld haben – wie immer.“

12.03.2012 - dapd / newsburger.de

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