Papperger fordert zudem Anpassungen für einige ältere Verträge.
Düsseldorf – Der Rüstungskonzern Rheinmetall rechnet damit, dass die Kosten für Rüstungsprojekte aus dem sogenannten „Sondervermögen“ der Bundeswehr deutlich steigen werden. Rheinmetall-Chef Armin Papperger sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) : „Wenn wir heute einen Fünfjahresvertrag abschließen, dann müssen wir einen Inflationsausgleich vereinbaren. Sonst bleiben wir bei sechs Prozent jährlicher Inflation auf bis zu 40 Prozent Mehrkosten sitzen.“ Papperger fordert zudem Anpassungen für einige ältere Verträge und betont, dass die Kunden daran interessiert sind, die Unternehmen nicht zu ruinieren. „Sie wissen: Wenn sie die Firmen kaputtmachen, bekommen sie überhaupt nichts.“
Papperger sieht zukünftige Engpässe im Wehretat nicht nur aufgrund der Geldentwertung, sondern auch durch Umverteilungen im Haushalt. „Der größte Teil der 100 Milliarden wird in zwei Jahren ausgegeben sein – schon, weil das Geld für die laufende Munitionsbeschaffung jetzt aus dem Sondervermögen kommt statt aus dem regulären Wehretat“, erklärte er der FAS. „Das bedeutet aber auch, dass danach ein Loch von 25, wenn nicht gar 30 Milliarden Euro jährlich klafft.“
Die Ampelkoalition beschloss vor anderthalb Jahren nach dem russischen Überfall auf die Ukraine die Einrichtung eines „Sondervermögens“ von 100 Milliarden Euro, um die Bundeswehr besser auszustatten. Zum Zeitpunkt der Beschlüsse im Februar 2022 lag die Inflationsrate in Deutschland bei 4,3 Prozent und stieg später auf bis zu 8,8 Prozent an.
Darüber hinaus berichtete Papperger, dass die damalige Bundesregierung kurz vor der russischen Annexion der Krim die deutsche Rüstungsindustrie zu Lieferungen nach Russland gedrängt habe. „Wir hatten vor 2014 heftige Diskussionen mit der Bundesregierung, ob wir tatsächlich mit Russland kooperieren sollten“, sagte er der FAS. „Das wurde von der damaligen Regierung massiv unterstützt, wegen der Gaslieferungen und wegen des gemeinsamen Kampfs gegen den Islamischen Staat. Ich habe mehrfach nachgefragt, immer hieß es, wir sollten das machen.“ Erst nach Beginn der Krim-Krise habe der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel einen Lieferstopp für das geplante Gefechtsübungszentrum gefordert. „Das haben wir getan. Die Lieferung wurde gestoppt, nichts wurde ausgeliefert“, sagte der Konzernchef.
Papperger verteidigte auch die Lieferung von Ersatzteilen für Militärfahrzeuge nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor anderthalb Jahren. „Das waren Autoteile aus unserer zivilen Sparte, wie Kolben und Luftfilter“, sagte er. „Es handelte sich um so kleine Beträge, dass ich anfangs gar nichts davon wusste. Wir haben das dann sofort gestoppt.“ Er konnte jedoch nicht ausschließen, dass Teile über Dritte nach Russland gelangten.
19.08.2023 - newsburger.de / Mit Material der dts Nachrichtenagentur.
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