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Medien Tod von 71 Flüchtlingen in Kühl-Lkw war verhinderbar

Die Staatsanwaltschaft im ungarischen Kecskemet wies die Vorwürfe zurück.

Budapest – Der Tod von 71 Flüchtlingen, die bei einer Schleuserfahrt im August 2015 in einem Kühl-Lkw erstickt waren, hätte wohl verhindert werden können: Laut eines Berichts von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ hörten ungarische Ermittlungsbehörden die Telefone der wichtigsten Drahtzieher bereits zwei Wochen vor der tödlichen Fahrt ab und zeichneten ähnliche Taten auf, bei denen Flüchtlinge zum Teil kurz vor dem Erstickungstod gestanden hätten.

Auch bei der Todesfahrt seien die Aufnahmegeräte der ungarischen Ermittlungsbehörden gelaufen. Dennoch schritten die Behörden nicht sofort ein – offenbar, weil die Gespräche nicht rechtzeitig ausgewertet worden waren, berichten die drei Medien.

In der Ermittlungsakte finden sich demnach Hunderte Seiten Gesprächsprotokolle über lebensgefährliche Schleusungen desselben Netzwerks – auch aus der Zeit vor der entscheidenden Todesfahrt. Immer wieder hätten die Fahrer in den Telefonaten die den Drahtziehern darin von klopfenden und schreienden Flüchtlingen berichtet.

Das verantwortliche Schleppernetzwerk hatte dem Bericht zufolge vor der tödlichen Fahrt bereits mindestens 28 ähnliche Fahrten, zum Teil auch mit Kühl-Lkw, organisiert. Dabei sei zwar kein Flüchtling gestorben, allerdings hätten Geschleuste mehrfach nach dem Auffinden notärztlich versorgt werden müssen, weil sie das Bewusstsein verloren hätten.

Bei diesen Fahrten seien Fahrer von der Polizei in Deutschland, Österreich oder Ungarn gefasst und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. Die beiden Chefs der Schleuserbande waren den ungarischen Behörden schon mindestens seit Anfang Juli 2015 bekannt, schreiben NDR, WDR und SZ. Am 13. August, also 13 Tage vor der Todesfahrt, hätten ungarische Ermittler dann begonnen, die Telefone abzuhören und die Gespräche aufzuzeichnen. Wann die Telefonate konkret ausgewertet wurden, ließen die ungarischen Behörden auch auf wiederholte Nachfragen unbeantwortet, berichten die drei Medien weiter.

Auch die entscheidende Todesfahrt des Kühllasters zeichneten die Ermittler demnach auf. In einem Telefonmitschnitt beklage sich der Fahrer über die schreienden und klopfenden Flüchtlinge. Als er ihnen etwas Wasser geben wollte, habe dies einer der Drahtzieher in einem Telefonat mit seinem Komplizen verboten: „Das geht nicht, dass er die Tür aufmacht!“ Der Fahrer dürfe nicht anhalten und solle immer weiterfahren. „Falls die Leute sterben sollten, dann soll er sie in Deutschland im Wald abladen“, habe er weiter gesagt.

Auf Anfrage wies ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft im ungarischen Kecskemet die Vorwürfe zurück, nicht eingegriffen zu haben: „Wenn die ungarischen Behörden die Chance gehabt hätten, diese furchtbare Tat zu verhindern, dann hätte man das getan“, sagte er NDR, WDR und SZ. „Aber die Gespräche konnten erst zu einem Zeitpunkt übersetzt und ausgewertet werden, als diese tragische Schleusung schon durchgeführt war.“ Zudem sitze nicht dauerhaft ein Beamter am Kopfhörer, da „diese Fahrten in den Nachtstunden, also gegen drei Uhr am Morgen, fünf Uhr am Morgen abgewickelt wurden“.

Am 21. Juni beginnt in Ungarn der Prozess gegen insgesamt elf Personen. Ihnen wird vorgeworfen, ein kriminelles Netzwerk gegründet zu haben. Die vier Hauptbeschuldigten sind zudem wegen Mordes angeklagt.

Der führerlose Lkw war am 27. August 2015 in einer Pannenbucht bei Parndorf in Österreich aufgefunden worden. Darin fanden Ermittler 71 Leichen.

14.06.2017 - dts Nachrichtenagentur / newsburger.de

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