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Oscars packen kontroverse Themen an
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Terrorismus und Sterbehilfe Oscars packen kontroverse Themen an

Deutschsprachige Hoffnungen in Hollywood.

Los Angeles/New York – So politisch relevant waren die Oscars schon lange nicht mehr: Gleich vier heiß diskutierte Filme gehen bei der Verleihung der amerikanischen Filmpreise an diesem Sonntag in Los Angeles ins Rennen um die Trophäe „Bester Film“ des Jahres. Der Action-Triller „Zero Dark Thirty“ zeigt die Jagd nach dem Top-Terroristen Osama bin Laden und landete wegen der Folter-Szenen im Kreuzfeuer der Kritik.

„Argo“ hat die wahnwitzige Befreiungsaktion von sechs US-Diplomaten durch den Geheimdienst CIA während der Geiselnahme von Teheran 1979 zum Thema. Und das Historien-Drama „Lincoln“ von Steven Spielberg beschäftigt sich mit dem Ringen des Präsidenten mit seinem tief gespaltenen Kongress um die Abschaffung der Sklaverei. Beiden Filmen wird unter anderem vorgeworfen, mit den historisch verbürgten Ereignissen viel zu freizügig umzugehen.

Hollywood hat Bodenkontakt

Dieses Problem hat Quentin Tarantinos fiktiver Italo-Western „Django Unchained“ mit Oscar-Preisträger Christoph Waltz als gewiefter Kopfgeldjäger nicht. Dafür sorgte er wegen seiner brutalen Darstellung von Sklavenmisshandlung in den Südstaaten für Ärger. Der Afroamerikanische Regisseur Spike Lee weigerte sich glatt, den Streifen überhaupt anzusehen. Der Spagetti-Western sei „respektlos“ gegenüber seinen Vorfahren, wetterte er.

Insgesamt konkurrieren neun Produktionen in der Top-Sparte „Bester Film“, darunter auch „Liebe“: Der österreichische Regisseur Michael Haneke setzt sich darin ziemlich erbarmungslos mit dem Altern und Sterben eines Paares in Paris auseinander.

Kontroversen sind natürlich die beste Publicity für Hollywood und das nicht nur für die Kinokassen. „Die Filmindustrie hat wieder Bodenkontakt mit dem Land aufgenommen“, kommentierte das US-Magazin „New York“ die diesjährigen Nominierungen. Denn der Jury der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“, die zum 85. Mal die Oscars verleiht, wurde oft vorgeworfen, mit Vorliebe Filme auszuwählen, die das breite Publikum überhaupt nicht interessiert. So wie im vergangenen Jahr zum Beispiel, als die leichte Tragikomödie „The Artist“ und der 3D-Streifen „Hugo“ mit jeweils fünf Oscars nach Hause gingen. Beide waren im Grunde eine Hommage an die Anfänge der Stummfilm-Zeit. Dieser selbstverliebte Ego-Trip ist dieses Jahr nicht angesagt.

Deutschsprachige Filmschaffende hoffen auf die Oscars

Christoph Waltz hat zum zweiten Mal die Chance auf eine goldene Statue als bester Nebendarsteller. Mit seiner Rolle als zynischer SS-Offizier Hans Landa in Tarantinos „Inglourious Basterds“ hatte der deutsch-österreichische Schauspieler bereits 2009 einen Oscar eingeheimst. In dem fünf Mal nominierten „Django Unchained“ überzeugte er dieses Mal hoch zu Ross als Kopfgeldjäger Dr. King Schultz mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Allerdings steht ihm mit Robert De Niro („Silver Linings“), Philip Seymour Hoffman („The Master“) und Tommy Lee Jones („Lincoln“) harte Konkurrenz auf dem Roten Teppich gegenüber.

Leer ausgegangen war der österreichische Regisseur Michael Haneke vor drei Jahren, als sein beklemmendes Schwarzweiß-Drama „Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte“ in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ gegen die argentinische Konkurrenz („In ihren Augen“) verlor. Neue Hoffnung bietet ihm jetzt der Spielfilm „Liebe“: Sein erbarmungsloser Blick auf Altern und Sterben mit den französischen Stars Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva als Ehepaar, das mit einem Schlaganfall klar kommen muss, war der Jury gleich fünf Nominierungen wert. Hauptdarstellerin Riva, die am Sonntag ihren 86. Geburtstag feiert, ist die älteste nominierte Kandidatin der Oscar-Geschichte. Ihre Konkurrentin ist unter anderem die neunjährige Quvenzhané Wallis („Beasts of the Southern Wild“).

Haneke selbst muss sich in der Kategorie „Bester Regisseur“ gegen Kollegen vom Kaliber Spielberg („Lincoln“) und Ang Lee („Schiffbruch mit Tiger“) behaupten.

Spannend wird es auch in der Sparte „Beste Dokumenation“, denn dort steht eine Co-Produktion des NDR in den Startlöchern. In „Töte zuerst – Der israelische Geheimdienst“ packen sechs ehemalige Chefs des Innlandsgeheimdienstes Schin Bet aus Israel aus über die gezielten Morde an Palästinenserführern und die Bombardierungen des Gazastreifens. Einen möglichen Sieg schätzen Insider jedoch gering ein, denn die britische Konkurrenz „Searching for Sugar Man“ über die Suche nach einem scheinbar verschollenen US-Musiker, der in Südafrika ein Superstar war, ist bereits der heimliche Favorit in der Kategorie.

21.02.2013 - 2013 AP. All rights reserved, dapd / newsburger.de

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