Berlin – Der Vorstandsvorsitzende des Kraftwerksbetreibers Uniper, Andreas Schierenbeck, warnt vor einer erhöhten Blackout-Gefahr in Deutschland. „Der von der Bundesregierung beschlossene Kernkraft- und Kohleausstieg wird eine erhebliche Stromlücke zur Folge haben“, sagte Schierenbeck der „Welt“ (Montagausgabe). Es werde in den nächsten drei Jahren eine Kapazität von mindestens sieben Großkraftwerken fehlen.
„Ich halte das für bedenklich“, sagte Schierenbeck. „Wir haben ja in den USA oder zuletzt in Großbritannien gerade erst gesehen, dass die Gefahr eines Blackouts zumindest mal da ist.“ Der Chef des aus der Kraftwerkssparte von Eon hervorgegangenen Unternehmens hält die Situation, die im August vergangenen Jahres für einen schweren Blackout in Großbritannien gesorgt hatte, für vergleichbar mit den deutschen Verhältnissen.
„Kurz vor dem Blackout im vergangenen Jahr gab es dort eine Rekordeinspeisung von fast 65 Prozent Windenergie im Netz“, sagte Schierenbeck. Die britische Regierung habe daraus Lehren gezogen und eine Ausschreibung für Kraftwerkskapazitäten gemacht, die als Momentanreserve einspringen können, um die Netze zu stabilisieren, so der Uniper-Chef: „Ein vergleichbares Beschaffungssystem für Reserveleistung brauchen wir eigentlich auch in Deutschland.“ Schierenbeck beklagte einen Verlust an Investitionssicherheit in Folge des deutschen Kohleausstiegs.
So sei das neue Kraftwerk Datteln 4 eigentlich für einen Betrieb von 40 bis 50 Jahren geplant gewesen. Wegen des Ausstiegsbeschlusses der Bundesregierung dürfe die Anlage jetzt aber nur noch maximal 18 Jahre betrieben werden. „So ein Umfeld macht es natürlich schwierig, über Neubau-Investitionen in Deutschland ernsthaft nachzudenken.“
Uniper hatte unlängst erklärt, sein Braunkohlekraftwerk zu verkaufen und seine gesamten Steinkohkekraftwerke in Deutschland mit Ausnahme der modernsten Anlage in Datteln bis Ende 2025 stillzulegen.
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