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"The General Strike" Soundtrack zur Occupy-Bewegung

US-Band Anti-Flag veröffentlicht am Freitag neues Album „The General Strike“.

Berlin – So sauer war Justin Sane noch nie. „Ich werde immer wütender“, sagt der Sänger der US-Band Anti-Flag. Vor allem auf die Polizei, die in den USA gewaltsam gegen die Demonstranten der Occupy-Bewegung vorging. „Was ich in den vergangenen Monaten gesehen habe, lässt mich die Polizei mehr hassen als ich es in meinem ganzen Leben getan habe“, sagt er. Anti-Flag gehören zu den bekanntesten Politpunkbands: Sie unterstützten 2011 die Proteste auf der New Yorker Wall Street, traten dort auf – und vertonten ihre Wut nun deutlich hörbar auf dem Album „The General Strike“, das am Freitag (16. März) erscheint und mit dem sie ab April durchs Land touren.

Justin Sane brennt aber noch viel mehr unter den Nägeln als der „Polizeistaat USA“, und wenn er einmal loslegt, packt er locker sechs Themen in drei Sätze – von der Bankenkrise bis zum Krieg in Afghanistan. Egal ob George W. Bush oder Barack Obama im Weißen Haus sitzen, „die Aktivisten können sich nicht zurücklehnen“, sagt er im dapd-Interview. Und so haut er in dem Song „The Ranks of the Masses Rising“ auch ein lautes „Get Up, Your Voices Are Needed“ heraus. Auf ihrem achten Studioalbum klagen die vier Musiker aus Pittsburgh nämlich auch über Feigheit und verschlossene Augen und Ohren.

„Was mir Angst macht ist, dass es in unserer Gesellschaft so viele Menschen gibt, die sich um nichts kümmern, so lange es okay für sie selbst läuft“, sagt der 39-Jährige. „Diese Einstellung wird nicht zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft führen.“ Und da kommt als Lichtblick Occupy für ihn ins Spiel, die Bewegung, die zusammen mit dem Arabischen Frühling prägend für die Platte „The General Strike“ werden sollte. „Occupy war so öffentlich und nicht zu verleugnen. Menschen, die nie gedacht hatten, dass sie eine Stimme hätten, sahen plötzlich, dass sie doch Gehör finden konnten.“

Anti-Flag selbst sind untrennbar mit politischem und gesellschaftlichem Einsatz verbunden, auf ihr Konto gehen Aktionen wie zusammen mit Michael Moore die Organisation einer riesigen Demonstration gegen den Irak-Krieg sowie das Engagement etwa für Amnesty International, Greenpeace und PETA. Außerdem betont Justin Sane: „Anti-Flag war schon immer die Gewerkschaft des Volkes.“

Anti-Flag mischen Plakatives gekonnt mit Subtilem

Mit dem, was sie zu sagen haben, halten sich die Musiker nie lange auf: Zack, in maximal drei Minuten langen Songs ist alles rausgegrölt, die Wortwahl darf auch mal expliziter sein. Kritiker lästern mit Blick auf frühere Songtitel wie „Captain Anarchy“, „The W.T.O. Kills Farmers“ oder „Sodom, Gomorrah, Washington D.C.“ auch mal über „Parolen-Punk“. Dem Plakativen setzen Anti-Flag aber immer auch wunderschöne Subtilität entgegen. In wechselnder Form: Auf „The General Strike“ fügten sie etwa den auf der Wall Street aufgenommenen „Mic Check!“-Ruf der Occupy-Protestler ein, die nach dem Verbot von Megafonen ihr eigenes Kommunikationssystem schufen.

Und wer Anti-Flag verehrt, wird ihre ebenso wütenden wie melodischen Hymnen auch für die intelligenten Songtexte schätzen, bei denen man vielleicht auch noch was lernen kann – aktuell etwa wenn sie in „1915“ aus dem Testament des hingerichteten US-Arbeiterführers Joe Hill zitieren oder in „The Ghosts of Alexandria“ mit Blick auf den ehemals bedeutenden Ort für den Sklavenhandel auf einen Teil dunkler US-Vergangenheit anspielen.

Apropos Sklaverei: Um deren moderne Weiterentwicklungen geht es auf „The General Strike“ natürlich auch, um blutsaugende Bosse und Jobs zum Schreien und Wegrennen, um raffgierige Kapitalisten, die sich als gottesfürchtige Kirchgänger tarnen – und bei Anti-Flag aber bibelversgetreu („No Rest for the Wicked“) keine Ruhe finden werden.

Justin Sane, der solo übrigens mit persönlichen statt politischen Liedern unterwegs ist, ist bei all der Kritik klar, dass er selbst es ganz schön gut hat, auch wenn er nicht reich wird. „Wenn du vom Musikmachen leben kannst, hast du echt Glück. Auch wenn sie überleben können, sind die meisten Musiker ziemlich arm. Wenn ich Kinder hätte, würde ich sie nicht dazu ermuntern, Musiker zu werden.“

Der Sänger weiß auch, wie es ist, auf dem Bau zu knechten. Als Schüler waren das seine Sommer-Jobs, und auch jetzt noch scheint er sich manchmal echt zu quälen: „Glaub es oder glaub es nicht: Ich mache ab und zu wirklich beschissene Arbeiten“, sagt er. „Ich mag es, weil es mich mit echten Menschen verbindet und ich weiß, womit sie zu kämpfen haben.“ Etwas surreal ist es aber auch für ihn: „Ich treffe einerseits Leute, die mit Musik superreich geworden sind und alles haben, was sie wollen, und auf der anderen Seite Leute, die mehrere Jobs haben, weil sie 100 Dollar mehr im Monat brauchen.“

13.03.2012 - dapd / newsburger.de

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