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Extremismus Sieben Städte gedenken der Neonazi-Opfer

Tafeln mit identischer Inschrift verabredet – Angehörige wollen Mitsprache.

Kassel/Berlin – Mit einheitlichen Gedenktafeln wollen sieben Städte an die Opfer der neonazistischen Mordserie in den Jahren 2000 bis 2007 erinnern. Darauf haben sich die Stadtoberhäupter von Kassel, Nürnberg, München, Rostock, Dortmund, Heilbronn und Hamburg verständigt. Die Ombudsfrau für die Angehörigen der Opfer der Zwickauer Terrorzelle, Barbara John, bemängelte allerdings, dass die Angehörigen der Opfer nicht einbezogen wurden.

Mit einer einheitlichen Botschaft und der namentlichen Nennung der Opfer würden die Morde „in angemessener Weise als Serie und erschreckende Taten von ausländerfeindlichem Charakter gekennzeichnet“, heißt es in der Erklärung der sieben Stadtoberhäupter. Im vorigen Herbst konnten die Morde an neun Migranten und einer Polizistin der terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zugeschrieben werden.

Die Bürgermeister einigten sich darauf, dass die Gedenktafeln „in geeigneter Weise“ in den sieben Städten aufgestellt oder aufgehängt würden. In Kassel soll dies an einem bislang namenlosen Platz geschehen, der demnächst nach dem dort vor sechs Jahren von den NSU-Mitgliedern getöteten Internet-Café-Betreiber Halit Yozgat benannt wird. In Heilbronn, wo vor fünf Jahren die Polizistin Michéle Kiesewetter ermordet wurde, werde am 25. April die bereits vorhandene Gedenktafel durch die neue ersetzt, hieß es.

Die 22-jährige Beamtin war am 25. April 2007 von Mitgliedern der Terrorzelle auf der Heilbronner Theresienwiese erschossen worden. Ihr Kollege überlebte schwer verletzt. Die Dienstwaffen der beiden Beamten wurden im November 2011 in dem Wohnmobil gefunden, in dem sich die Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach ihrem letzten Banküberfall erschossen. Die Tatwaffen wurden in der ausgebrannten Wohnung des NSU-Trios in Zwickau entdeckt.

Nach Mitteilung der Stadt Kassel lautet der Text der Inschrift: „Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: Neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!“ Im Anschluss folgen die Namen und die Todestage und -orte der Mordopfer.

Ombudsfrau Barbara John beklagte, dass die Angehörigen nicht an der Entscheidung über die geplanten Gedenktafeln beteiligt wurden. „Wir wissen ja nicht einmal, ob das alle überhaupt so wollen“, sagte John. Die Angehörigen bitten laut John nun darum, zumindest in die weiteren Schritte einbezogen zu werden: „Sie würden gerne einen Entwurf der geplanten Gedenktafel sehen und bei der Frage mitreden, wo diese angebracht werden.“

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sprach von einer „würdigen Form des Erinnerns“. Die Entscheidung der sieben Stadtoberen sende ein wichtiges Signal: „Die Opfer und ihre Familien dürfen nicht aus dem Blick geraten.“ Deutschland gedenke jedes Mordopfers, unabhängig seiner Herkunft. Der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus dürfe nicht nachlassen.

03.04.2012 - dapd / newsburger.de

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