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Insolvenz Schlecker schlittert in die Pleite

Bisherige Sanierung der Drogeriekette reicht nicht aus.

Ehingen – Die Drogeriekette Schlecker flüchtet sich in die Insolvenz. Wegen einer gescheiterten Zwischenfinanzierung werde das Unternehmen “absolut zeitnah am Wochenende oder am Montag” einen Antrag auf Planinsolvenz stellen, sagte ein Sprecher am Freitag. Die Mitarbeiter wurden von dem Schritt überrascht. Bis zuletzt hatte Schlecker laut Medienberichten nach Investoren und frischem Kapital gesucht. In den vergangenen anderthalb Jahren hatte das Unternehmen einen harten Sparkurs gefahren und Hunderte Filialen geschlossen.

Sobald der Insolvenzantrag eingereicht ist, müssen die Gläubiger entscheiden, ob sie sich auf eine weitere Sanierung unter der Regie der Familie Schlecker einlassen. Falls sich das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Ehingen mit den Geldgebern einigt, kann die alte Geschäftsführung im Amt bleiben. Der bestellte Insolvenzverwalter würde dann nur begleitend tätig, wie Schlecker erklärte. Zudem könnten die Gehälter dann drei Monate lang durch Insolvenzausfallgeld gesichert werden.

Im Rahmen der Restrukturierung wolle man “Filialen, die rote Zahlen schreiben, schließen”, erklärte der Sprecher. Ziel des Verfahrens sei der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der Arbeitsplätze. Die Geschäfte würden auch nach der Einreichung des Insolvenzantrags weitergeführt.

Die 30.000 Schlecker-Beschäftigten sind nach Angaben der Gewerkschaft ver.di nicht über die Insolvenz des Unternehmens in Kenntnis gesetzt worden. “Das Unternehmen hat Betriebsräte und Gewerkschaft bislang nicht über den angekündigten Insolvenzantrag informiert”, sagte eine ver.di-Sprecherin in Berlin. Die Berichte über die Insolvenz seien für viele Beschäftigte ein Schock gewesen. “Es sind Tränen geflossen”, sagte die Sprecherin. Auch dapd-Reporter berichteten aus mehreren Schlecker-Filialen, dass die Mitarbeiter überrascht wurden.

“Ich habe die Nachricht von der Insolvenz aus den Medien”, sagte die Verkäuferin einer Filiale in der Münchner Innenstadt. Selbst die Filialleitung habe bisher keine Informationen von der Geschäftsführung bekommen. Auch in Berlin wussten Mitarbeiter bis zur Veröffentlichung durch die Medien nichts von der Pleite. “Das habe ich nicht gewusst”, sagte eine Verkäuferin im Innenstadtbezirk Mitte. Sie habe nun Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

“Familie und Management sind diesen schweren, aber notwendigen Schritt gegangen, um den eingeschlagenen Weg der Restrukturierung fortzusetzen und erfolgreich umzusetzen zu können”, teilte das Unternehmen mit. Betriebsbedingte Kündigungen könne man weder ausschließen noch bestätigen, sagte der Sprecher zudem. Die Situation des Unternehmens habe sich zugespitzt, weil “eine Überbrückungsfinanzierung nicht so funktioniert hat wie geplant”. Das Restrukturierungskonzept halte “einen großen Teil der Filialen und einen großen Teil der Arbeitsplätze für absolut zukunftsfähig”.

Die Probleme der Drogeriekette waren seit längerem bekannt. Das Unternehmen hat nach Angaben der “Lebensmittelzeitung” vier verlustreiche Jahre hinter sich und startete deshalb das Sanierungsprogramm “Fit for Future”. Im Zuge der Restrukturierung wollte die Kette bereits im vergangenen Jahr 800 bis 1.000 Geschäfte schließen. Seit 2006 seien von den fast 11.000 Standorten in Deutschland 4.000 geschlossen worden.

Zu schaffen machte Schlecker in den vergangenen Jahren der zunehmende Konkurrenzdruck von Mitbewerbern wie dm oder Rossmann. Beschwerden über die angeblich schlechte Behandlung von Schlecker-Mitarbeitern brachten das Unternehmen häufig in die Schlagzeilen.

20.01.2012 - dapd / newsburger.de

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