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Olympia Putins Gigantismus kennt keine Grenzen

Die Winterspiele in Sotschi 2014 sind die teuersten in der Geschichte Olympias.

Sotschi/Rosa Khutor – Der letzte Zeuge einer längst versunkenen Zeit kann nicht sprechen. Msymta hätte bestimmt tolle Geschichten zu erzählen. Von Sicherheitsleuten, die Gondelstützen bewachen und in ihren Autos schlafen, vom Raubbau an der Natur, von Korruption sowie einem Leben, das sich durch die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi von einem Tag auf den anderen komplett verändert hat. Doch Msymta ist ein Fluss, der sich im westlichen Kaukasus an Rosa Khutor vorbei hinunter durch ein enges, teilweise sogar schluchtenartiges Tal schlängelt, um schließlich in Sotschi am Schwarzen Meer zu münden.

In dem rund 50 Kilometer langen Verbindungsstück zwischen der Millionenstadt Sotschi und dem Skidörfchen Rosa Khutor entsteht das mit umgerechnet etwa 5,7 Milliarden Euro teuerste Projekt dieser Spiele, der sogenannte “Kombinierte Weg”, der die Menschen in 27 Minuten vom Olympiapark im Stadtteil Adler in die Berge nach Rosa Khutor bringen soll. Noch beträgt die Fahrzeit auf der nur notdürftig asphaltierten Straße gut eine Stunde. Aber es ist schon zu erkennen, wie es in zwei Jahren bis zum Start der Winterspiele am 7. Februar 2014 aussehen soll. Auf riesigen Betonpfeilern über dem Bett der Msymta und in sechs Tunneln werden dort eine Autobahn und eine parallel verlaufende Schnellbahntrasse die Richtung weisen.

Nickelproduzent lässt sich Olympia einiges kosten

Dort, wo die Autobahn enden wird, standen bis vor wenigen Jahren nur zwei Holzhütten. Es gab keine Elektrizität im Tal, keine Wasserhahne, es gab – außer Msymta – nichts. Haupteinnahmequellen in der Region Krasnodar waren die Holz- und Honigproduktion. Heute sind zwei Hotels internationaler Ketten errichtet und in die Gondeln steigen die Skifahrer und fahren zum erst vor zwei Jahren erbauten Skigebiet, wo 2014 sämtliche Wettbewerbe der Alpinen und der Snowboarder ausgetragen werden. Vier Hotels und fünf Apartmentgebäude sollen noch hinzukommmen – zumindest die Rohbauten sind schon fertig.

Oben auf einem Plateau werden das olympische Dorf und weitere drei Hotels entstehen. Rund 50.000 Menschen arbeiten rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, auf den Baustellen am Gelingen der Spiele. Rund eine Milliarde Euro kostet es allein, um aus zwei Holzhütten das vierte große Skiresort im Kaukasus zu machen. Den Großteil der Kosten hat Wladimir Potanin übernommen. Er ist als Nickelproduzent zu Reichtum gekommen. Er wird am Wochenende im neuen Hotel erwartet. “Er ist das erste Mal, das er hier sein wird”, sagt Harald Bürkle. Der gebürtige Bayer nennt sich “General Manager” und leitet das erste fertiggestellte Hotel. Vor einem Jahr hat er die Aufgabe übernommen, internationalen Standard nach Rosa Khutor zu bringen. Bürkle hat die Mentalität der russischen Menschen kennengelernt. Der Gigantismus der Spiele ängstige die Menschen nicht. “Sie haben uns Ausländer sehr herzlich empfangen”, sagt Bürkle.

Die Winterspiele am Schwarzen Meer, wo ein subtropisches Klima herrscht und sogar Kiwis geerntet werden, sind vor allem das Prestigeprojekt von Ministerpräsident Wladimir Putin. Am Samstag will er sich bei der Weltcup-Abfahrt der Männer selbst davon überzeugen, wie die ersten Testwettkämpfe ablaufen werden. Seinen Statthalter, den Bürgermeister von Sotschi, hat er schon am Donnerstag nach Rosa Khutor geschickt. “Das ist eine gute Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass wir gute Gastgeber sind”, sagt Anatoli Pachomow in einer kurzen Rede. Über Umweltschutz oder die ausufernden Korruptionsvorwürfe redet er nicht. Sie werden verschwiegen, ignoriert oder höchstens mal marginalisiert.

Skigebiet für Touristen gesperrt

Putin, der bald wieder im Kreml als Präsident einziehen dürfte, liegt viel daran, dass die Spiele zu einer glanzvollen Demonstration eines modernen und offenen Russlands werden. Gleichzeitig sind sie auch die Vorboten für weitere sportliche Großereignisse. 2018 wird im Olympiastadion bei der Fußball-WM gekickt. Und es soll auch nicht mehr lange dauern, bis hier die ersten Formel-1-Autos fahren.

Die dafür notwendig werdenden Teuerungen nimmt Putin billigend in Kauf. Er hat reiche Freunde, die wohl auch das Wetter beeinflussen können. In Sotschi liegt derzeit Schnee, einige Zentimeter zwar nur, “aber die weiße Pracht ist hier so ungewöhnlich wie Schneefall in Rom”, sagt Bürkle.

Ursprünglich war der Etat für die Spiele bei rund sieben Milliarden Euro veranschlagt, mittlerweile liegt er etwa bei 24 Milliarden Euro. Niemals zuvor waren Winterspiele teurer. Viel Geld verschlingt natürlich auch die Sicherheit. 1,5 Milliarden Euro, doppelt so viel wie noch in Vancouver, investiert der Staat dafür. Ein Attentat wie im Februar 2011 im nahen Skigebiet Elbrus mit drei toten Touristen und einem gesprengten Lift würde das neu erschlossene Gebiet weit zurückwerfen. Es wirkt deshalb in diesen Tagen alles irgendwie gespenstisch – die Polizei hat einen weitläufigen Sicherheitskorridor in Rosa Khutor errichtet. Während der Rennen ist das Skigebiet für Touristen sogar komplett gesperrt.

10.02.2012 - dapd / newsburger.de

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