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Nordkorea Kims Atomtest schreckt den Westen auf

Pjöngjang rühmt sich einer „sicheren“ und „perfekten“ Sprengung.

Berlin/Tokio – Das weltweite Entsetzen über den dritten Atombombentest Nordkoreas und die wachsende Furcht vor einem nuklearen Konflikt bringt den UN-Sicherheitsrat in Zugzwang: Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen wollte am Dienstag um 15.00 Uhr (deutscher Zeit) in einer Krisensitzung über Sanktionen gegen das Regime von Kim Jong Un beraten, das alle Warnungen des Westens in den Wind geschlagen hatte. Die internationale Gemeinschaft verurteilte den neuerlichen Test als provokanten Verstoß gegen frühere UN-Resolutionen. Sollte es Sanktionen gegen Pjöngjang hageln, droht möglicherweise abermalige Vergeltung.

Der „hochprovokative Akt“ bedrohe die Sicherheit der USA und den internationalen Frieden, hieß es am Dienstagmorgen in einer Stellungnahme von US-Präsident Barack Obama. Er werde daher die „nötigen Schritte unternehmen, um uns und unsere Verbündeten zu verteidigen“. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte eine „klare Antwort“ der internationalen Gemeinschaft mit neuen Sanktionen, Frankreich kündigte eine „harte Aktion“ an. Die EU werde mit ihren Partnern an einer „starken und gemeinsamen Antwort“ arbeiten, versprach die Brüsseler Chefdiplomatin Catherine Ashton.

Die NATO verurteilte den „unverantwortlichen Akt“ und „frappierenden Verstoß“ gegen UN-Resolutionen, auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) äußerte „tiefes Bedauern“ über den Alleingang Pjöngjangs. Japan wolle zudem ungeachtet der Maßnahmen im Weltsicherheitsrat das Einreiseverbot gegen ranghohe Funktionäre der Vereinigung koreanischer Bürger in Japan ausweiten, hieß es in einem Bericht der nationalen Nachrichtenagentur Kyodo. Der südkoreanische UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte das Vorgehen Nordkoreas als schwere Verletzung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrats – und brachte das Gremium damit umso mehr in Zugzwang.

Gegen 4.00 Uhr deutscher Zeit (12.00 Uhr Ortszeit) hatte die US-Erdbebenwarte USGS ein „künstlichen Erdbeben“ der Stärke 5,1 gemessen, das sich rund einen Kilometer unter der Erdoberfläche in einem schon zuvor für Atombombentests genutzten Gebiet Nordkoreas ereignete. Wenige Stunden später bestätigte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA, dass ein „sicher“ und „perfekt“ verlaufener Kernwaffentest durchgeführt wurde – der dritte Pjöngjangs nach 2006 und 2009. Demnach kam beim jüngsten Versuch ein kleinerer, leichterer und kräftigerer Sprengsatz zum Einsatz.

Experten befürchten, dass sich Nordkorea dem Punkt nähert, an dem ein atomarer Miniatursprengkopf ausgereift genug ist, um ihn mithilfe von Langstreckenraketen auf weit entfernte Ziele in „feindlichen“ Ländern abzufeuern. Dem südkoreanischen Verteidigungsministerium zufolge habe die Detonation am Dienstag eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen entfaltet, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Das wäre knapp halb so viel wie bei der 1945 über Hiroshima abgeworfenen US-Atombombe.

Mit dem Atomtest verteidigte Nordkorea laut der Agentur KCNA seine Sicherheit und Souveränität gegen die Aggressionen der USA, die das Recht des Landes auf friedliche Weltraumforschung untergrabe. Doch nicht nur in Seoul schenkt man diesen angeblich hehren Motiven kaum Glauben: Die südkoreanische Regierung verurteilte den Atomtest vielmehr als „inakzeptable Bedrohung von Frieden und Stabilität“ in der Region. Die designierte Präsidentin Geun Hye Park ließ nach einem Treffen mit Amtsinhaber Lee Myung Bak mitteilen, die von ihr angestrebte Vertrauensbildung mit dem nördlichen Nachbarn könne „nicht alleine von uns ausgehen“.

Selbst die Pjöngjang gegenüber traditionell nachsichtig gestimmten Verbündeten China und Russland gingen auf Distanz: Das Außenministerium in Peking stellte klar, „absolut gegen“ jegliche Atomwaffentests zu sein. Das russische Moskau erklärte: „Hoffentlich wird der jüngste Schritt Pjöngjangs nicht als Vorstufe zur Eskalation militärischer Aktivitäten auf der koreanischen Halbinsel genutzt. Es muss eine internationale rechtliche Alternative zur ‚Anspannung‘ der ballistischen und nuklearen Muskeln geben.“

Schreitet der Weltsicherheitsrat wie erwartet ein, könnte die Situation vollends eskalieren. Nordkorea würde im Fall neuer Sanktionen möglicherweise noch einen Test durchführen und Langstreckenraketen abfeuern, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Vertreter des nationalen Geheimdiensts. Diese hätten am Dienstag den zuständigen Ausschuss des Parlaments in Seoul über das militärische Risiko informiert.

„Die bisherige Zuckerbrot-und-Peitsche-Strategie gegenüber Nordkorea hat offensichtlich versagt“, kritisierte die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW, die den USA vorwirft, ihrerseits die Ratifizierung des internationalen Atomteststoppvertrags zwischen 183 Staaten hinauszuzögern. Damit wolle Obama „sich ein Hintertürchen zu Atomtests offen halten“, hieß es in einer Stellungnahme – weshalb er auch kaum das Recht habe, Pjöngjang zu verurteilen. Weitere Sanktionen würden ohnehin nur das hungernde Volk Nordkoreas treffen.

Das Regime von Kims Vater Kim Jong Il hatte in der Gegend im Nordosten des Landes bereits im Oktober 2006 und Mai 2009 Atomtests unternommen und beansprucht auch unter seinem Nachfolger weiterhin das Recht für sich, Atomwaffen zu besitzen. Begründet wird das vor allem mit der großen Truppenpräsenz der USA im verfeindeten Süden der koreanischen Halbinsel: Nach dem Ende des Korea-Kriegs im Jahr 1953, der mit einem Waffenstillstand zwischen Nord und Süd endete, sind noch immer mehr als 28.000 US-Soldaten in Südkorea stationiert.

12.02.2013 - dapd / newsburger.de

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