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Trümmerberge
© Abir Abdullah über dpa

Nepal Nach dem Beben wächst die Verzweiflung

Die internationalen Hilfsteams kommen weiter nur langsam voran.

Kathmandu – Die Menschen in Nepal verlassen nach der verheerenden Erdbeben-Katastrophe scharenweise die Hauptstadt Kathmandu. Viele befürchten Nachbeben und hoffen auf mehr Sicherheit außerhalb der Stadt.

Die internationalen Hilfsteams kommen weiter nur langsam voran. Die Regierung des Himalaya-Staates – eines der ärmsten Länder der Welt – räumte erstmals öffentlich ein, trotz vieler Warnungen vor einem großen Beben unvorbereitet gewesen zu sein. Die Zahl der Toten erhöhte sich bis Dienstagabend auf 4680 allein in Nepal. Auch ein erstes Todesopfer aus Deutschland wurde bestätigt: Ein Professor aus Göttingen starb bei einer Exkursion in den Bergen.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass etwa acht Millionen Menschen von dem Beben betroffen sind. Mehr als 1,4 Millionen der betroffenen Menschen bräuchten Nahrungsmittel, berichtete das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in New York. Mit einer Stärke von 7,8 waren die Erschütterungen am Samstag die stärksten in Nepal seit mehr als 80 Jahren.

Derweil wächst die Wut in der Bevölkerung auf die nepalesische Regierung. Viele Menschen – sogar in Kathmandu – beklagen, dass sie noch gar keine oder kaum Unterstützung erhalten haben. Sie leben unter Planen in Parks, auf öffentlichen Plätzen oder auf den Straßen. Etliche Betroffene haben die Hauptstadt aber inzwischen verlassen: Eine Viertelmillion habe sich in den vergangenen Tagen auf den Weg gemacht, hieß es von der Regierung.

„Wir waren auf ein Desaster dieses Ausmaßes nicht vorbereitet“, erklärte Innenminister Bam Dev Gautam im staatlichen Fernsehen. Die Behörden hätten Schwierigkeiten, die Krise zu meistern. „Wir haben nicht genügend Mittel, und wir brauchen mehr Zeit, um alle zu erreichen.“ Nepal ordnete drei Tage Staatstrauer an.

Die Menschen fühlten sich wegen der Nachbeben in der Stadt unsicher, sagte der Nepal-Landesbüroleiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Roland Steurer. Sie wollten entweder bei Verwandten in Landesteilen unterkommen, die von der Katastrophe verschont blieben, oder herausfinden, wie es ihren Angehörigen und den Häusern auf dem Land gehe.

Hilfsorganisationen gehen aber davon aus, dass die Lage in den entlegenen Gebieten Nepals noch viel schlimmer ist als in der Hauptstadt. So dringend internationale Hilfe benötigt wird – sie kommt kaum durch. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) konnte seinen bereits für Montag geplanten Hilfsflug nach Nepal bis Dienstagabend nicht abheben lassen. Grund für die Verzögerung war eine fehlende Überfluggenehmigung für Nepals Nachbarland Indien, weil der dortige Luftraum zu voll war. An Bord der DRK-Maschine sind 60 Tonnen Hilfsgüter im Wert von 670 000 Euro, darunter Zelte, Decken und Hygienepakete. Finanziert wird die Lieferung vom Auswärtigen Amt.

„Es gelingt nur mit Mühe, Hilfsgüter in ausreichender Menge nach Kathmandu zu bringen“, berichtete der Notfallmediziner Frank Marx von der Organisation Malteser International der Deutschen Presse-Agentur aus Kathmandu. Der Flughafen – Nepals einziger internationaler Airport – sei weiterhin stark überlastet. Gleichzeitig drohe den Kliniken das Material auszugehen: „Die Krankenhäuser arbeiten am Rande der Kapazität“, sagte Marx.

Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen schicken auch Teams über den beschwerlichen Landweg in die betroffenen Gebiete. Von Indiens Hauptstadt Neu Delhi dauert es drei bis fünf Tage.

Der ums Leben gekommene deutsche Professor war nach Angaben der Universität Göttingen mit 15 Studenten und einem weiteren Wissenschaftler auf einer Exkursion nordwestlich von Kathmandu, als das Beben die Gruppe überraschte. Der 67-jährige Matthias Kuhle sei in einer engen Schlucht von herabstürzenden Felsmassen getroffen und tödlich verletzt worden, erklärte seine Familie. Einige Studierende wurden leicht verletzt. Zu etwa 100 Deutschen in Nepal besteht derzeit kein Kontakt. Ein Krisenstab kümmere sich, versicherte das Auswärtige Amt.

Das Erdbeben hatte große Teile Nepals sowie die angrenzenden Länder Indien und das chinesische Tibet getroffen. In Nepal gab es neben den mindestens 4680 Toten mehr als 9000 Verletzte. Auf chinesischer Seite starben 25 Menschen, in Indien 75 Menschen. Es wird befürchtet, dass noch mehr Menschen ums Leben gekommen sind.

Viele Straßen sind noch blockiert und Telekommunikationsverbindungen unterbrochen. „In unserer Gegend gehen die Lebensmittel aus. Die Läden sind so gut wie nicht geöffnet. Und wenn sie doch aufmachen, gibt es einen Ansturm, und alles ist binnen Minuten weg“, beklagte ein Überlebender. Die Menschen kritisieren auch, ihnen mangele es an Gas zum Kochen. Vor Tankstellen bildeten sich lange Schlangen.

Am Mount Everest wurden inzwischen alle Bergsteiger gerettet. Dort hatte eine Lawine Teile des Basislagers zerstört. Viele Bergsteiger saßen außerdem in Höhencamps fest, weil die Abstiegsroute zerstört war. Die Zahl der Toten dort wurde mit 17 bis 22 angegeben. In jedem Fall ist es das schlimmste Unglück in der Geschichte des Everest-Bergsteigens.

28.04.2015 - dpa / newsburger.de

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