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Niederbarnimer Eisenbahn
© Patrick Pleul / Archiv über dpa

Nach Fotofahndung Schläger aus Brandenburger Zug stellen sich

Den drei Männern blieb kaum eine andere Wahl.

Berlin – Den schnellen Erfolg brachte die Videoüberwachung. Den drei Männern, die am vergangenen Samstag eine Familie in einem Regionalzug im östlichen Brandenburg zusammengeschlagen haben sollen, blieb kaum eine andere Wahl. Sie gingen am Mittwoch in Berlin zur Polizei und stellten sich.

Der Sprecher der Bundespolizei, Mike Gauer, sagte am Donnerstag, der Fahndungsdruck durch die im Fernsehen und in Zeitungen veröffentlichten Bilder sei zu groß geworden. Die Qualität der Bilder aus einem Film der Überwachungskamera in dem Zug ist gut.

Die drei Täter, ein junger Mann mit braunem Haar und offener Jacke, ein stämmiger mit Glatze und ein dritter mit Basecap, sind klar zu erkennen. So klar, dass die Männer schon von Bekannten auf die Fahndung angesprochen wurden, wie einer von ihnen der Polizei in der Vernehmung berichtete.

Alle drei wohnen in Berlin, einer in Spandau, zwei in Neukölln. Der 26-jährige Mann hat eine polnische Staatsangehörigkeit. Der 27-Jährige und der 17-Jährige sind Onkel und Neffe mit deutschem Pass und polnischer Herkunft.

Die drei Männer und die Familie, ein 29 Jahre alter Vater, seine 32 Jahre alte Frau und der 6-jährige Sohn, gerieten am Samstagabend in einem Zug der privaten Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) östlich von Berlin aneinander. Die Familie kam aus Polen von einem Verwandtenbesuch zurück. Die drei Männer waren wohl sehr laut. Möglicherweise auch stark betrunken, wie die Familie aussagte. Die verdächtigen Männer bestreiten das. Der Familienvater bat um mehr Ruhe, auch wegen des müden Kindes. Dann gab es Ärger.

Ab dem Zeitpunkt, „an dem sich aus der verbalen eine tätliche Auseinandersetzung entwickelte, gehen die Darstellungen auseinander“, sagt der Sprecher der Bundespolizei, die für den Zugverkehr zuständig ist und im Auftrag der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) die Ermittlungen führt.

Nach Aussagen der Opfer prügelten die drei Männer mit Fäusten auf sie ein, auf den Kopf des Vaters, auf die Frau, die dazwischen ging. Und selbst der kleine Junge wurde verletzt. Die Familie kam mit Platzwunden und Blutergüssen in ein Krankenhaus. Die drei Männer flohen beim nächsten Halt des Zuges. In den Zeitungen sorgte die Gewalttat unter Überschriften wie „Verprügelt, weil sie um Ruhe baten“ für Aufsehen.

Nun berichteten die drei Männer in ihren Vernehmungen von einem anderen Ablauf, wie Polizeisprecher Gauer sagte. Es habe hier „widersprüchliche Aussagen“ gegeben, weil die Täter eine „eigene Wahrnehmung des Tatablaufs“ hätten. Dabei geht es auch um die Frage, wer zuerst vom Reden und Pöbeln zum Schubsen und Prügeln wechselte, und wer eigentlich wen geschlagen hat.

Einer der Verdächtigen betonte bei der Polizei, er habe sich vor allem gestellt, um den Beschuldigungen zu widersprechen. „Er sagte, dass er das richtig stellen will, weil Aussagen des Opfers aus seiner Sicht nicht der Wahrheit entsprechen“, so Polizeisprecher Gauer.

Die Chancen für Polizei und Staatsanwaltschaft, die Wahrheit zu finden, stehen nicht schlecht, wie Gauer sagt. „Wir haben die Filmaufnahmen, und es gibt weitere Zeugen, die wir befragen.“ Die drei verdächtigen Männer konnten unterdessen wieder nach Hause gehen. Fluchtgefahr, die Grund für eine Untersuchungshaft sein könnte, besteht nicht.

Nach einem aktuellen Bericht von „Spiegel Online“ fühlen sich auch viele Schaffner in Berlin und Brandenburg nicht sicher. Zitiert wird ein 50-Jähriger, der anonym bleiben möchte. „Als Zugbegleiter wurde ich schon so oft geschlagen, beleidigt oder bespuckt, ich könnte ein Buch darüber schreiben. Viele meiner Kollegen wurden von Fahrgästen angegriffen und verletzt“, sagt der Mann. „Bei uns in Brandenburg gibt es ganze Streckenabschnitte, die wir intern nur noch den „Gaza-Streifen“ nennen. Besonders abends am Wochenende ist die Arbeit in den Zügen dort sehr gefährlich, weil wir Übergriffe fürchten müssen.“

25.09.2014 - dpa / newsburger.de

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