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Müller-Brot Seit Jahren im Visier der Behörden

“In einzelnen Bereichen fand man Mäusekot” – Staatsanwaltschaft ermittelt seit Mitte 2011.

München – Mäusekot bei Müller-Brot: Die Großbäckerei ist seit mindestens zweieinhalb Jahren wegen unappetitlicher Zustände im Visier der Behörden. Im Juli 2009 rückte erstmals eine Spezialeinheit des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei dem Unternehmen im oberbayerischen Neufahrn an. Das teilte LGL-Präsident Andreas Zapf am Freitag in Freising mit. Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt seit Mitte 2011 gegen Müller-Brot.

Nach Angaben von Zapf gab es in verschiedenen Produktionsbereichen wie Brot, Kuchen, Brezen und Semmeln “hygienisch nicht einwandfreie Verhältnisse und Schädlingsbefall”. Im Bayerischen Rundfunk konkretisierte er: “Zum Beispiel fand man in einzelnen Bereichen Mäusekot vor.” Nachdem eine Abteilung gesäubert worden sei, seien die Schädlinge in anderen Bereichen wieder aufgetreten.

Zapf zufolge statteten die Kontrolleure der Zentralbäckerei insgesamt sieben Besuche ab. Eine dauerhafte Besserung habe sich aber nicht ergeben, Müller-Brot habe immer wieder gegen Auflagen verstoßen. Bei der letzten Kontrolle im Dezember 2011 sei “das Maß überschritten” gewesen. Daher habe man sich jetzt dazu entschlossen, die Notbremse zu ziehen und den Produktionsstopp anzuordnen.

Dem Landratsamt Freising zufolge wurden gegen Müller-Brot zweimal Zwangsgelder in Höhe von je 25.000 Euro sowie Ordnungsgelder bis zu 11.000 Euro verhängt. Dadurch seien die Zustände aber nicht verbessert worden. Im Mai 2011 wurde Anzeige erstattet, seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft Landshut wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz gegen Verantwortliche des Unternehmens. Ob Anklage erhoben werde, sei noch nicht absehbar, sagte Oberstaatsanwalt Georg Freutsmiedl.

Derweil bangt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) um die etwa 1.300 Arbeitsplätze bei Müller-Brot. Die Großbäckerei stecke seit Jahren in Schwierigkeiten. Das Management sei nicht in der Lage, ein Sanierungskonzept vorzulegen, obwohl die Belegschaft in den vergangenen acht Jahren freiwillig Einkommensverluste von zwölf Millionen Euro akzeptiert habe. NGG-Funktionär Mustafa Öz nannte es einen “Skandal”, dass Management und Behörden nur häppchenweise Informationen über die Zustände veröffentlichten.

SPD-Verbraucherpolitikerin Sabine Dittmar sagte, womöglich hätten es die Behörden versäumt, rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Dass die Mängel lange bekannt seien, “schreit geradezu nach Aufklärung”. Die Fraktion sieht sich in ihrer Forderung bestätigt, mehr Lebensmittelkontrolleure in Bayern einzustellen.

Aus Sicht des Gesundheitsministeriums zeigen die Vorgänge dagegen, “dass die Lebensmittelüberwachung in Bayern funktioniert und die Behörden gut zusammenarbeiten”, wie eine Sprecherin sagte. Die Maßnahmen des Landratsamts hätten sich stets am Grundsatz der Verhältnismäßigkeit orientiert. Zu keiner Zeit habe eine Gesundheitsgefahr für den Verbraucher bestanden.

Der Landkreis Freising beschäftigt nach eigenen Angaben vier Lebensmittelkontrolleure, die für 1.600 Betriebe zuständig sind. Allein das Müller-Brot-Gelände in Neufahrn hat die Größe von fünf Fußballfeldern. Die LGL-Taskforce, die bei schwerwiegenden Fällen in Bayern anrückt, besteht aus acht bis zwölf Kontrolleuren.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte, die Ergebnisse von Hygienekontrollen grundsätzlich zu veröffentlichen. Der Verband Deutscher Großbäckereien (VDG) bedauerte die Zustände bei Müller-Brot. “Nur Betriebe mit hohen Hygienestandards werden wettbewerbsfähig bleiben”, sagte VDG-Hauptgeschäftsführer Armin Juncker.

03.02.2012 - dapd / newsburger.de

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