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Fall Jonny K. Letzter Tatverdächtiger stellt sich

19-Jähriger auf Flughafen Tegel verhaftet – Heilmann und Henkel zufrieden.

Berlin – Ein halbes Jahr nach der tödlichen Prügelattacke auf Jonny K. am Berliner Alexanderplatz hat sich der letzte der sechs Tatverdächtigen in Deutschland gestellt. Onur U. wurde nach Angaben der Senatsjustizverwaltung am Montag aus der Türkei kommend auf dem Flughafen Tegel verhaftet. Der Haftbefehl sollte dem 19-Jährigen voraussichtlich noch am selben Tag verkündet werden. Politiker, aber auch der Opferbeauftragte des Landes Berlin zeigten sich erleichtert über die Entwicklung.

Jonny K. war am 14. Oktober 2012 in der Nähe des Alexanderplatzes zusammengeschlagen worden. Er verstarb einen Tag später an den Folgen seiner Verletzungen. Seither erinnert eine Mahnwache am Tatort an den Vorfall. Die Tatverdächtigen wurden schnell ermittelt. Vier wurden unmittelbar darauf gefasst. Einer der beiden Hauptverdächtigen hatte sich Anfang März gestellt, nachdem auch er zunächst ins Ausland geflüchtet war.

Onur U. gilt als der zweite mutmaßliche Haupttäter. Er setzte sich kurz nach der Tat in das Herkunftsland seiner Familie ab. Da er sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde er nicht ausgeliefert. Seit vergangener Woche ermittelten die türkischen Behörden gegen ihn. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich Medienberichten zufolge in den Fall eingeschaltet und bei ihrem türkischen Amtskollegen persönlich für die Strafverfolgung stark gemacht. Laut „Spiegel“ soll sie von Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) darum gebeten worden sein, nachdem ein Auslieferungsersuchen seiner Behörde mehrere Monate ergebnislos geblieben war.

„Eine wichtige Nachricht für die Familie des Getöteten“

Onur U. landete am späten Montagmittag auf dem Flughafen Tegel, wie eine Sprecherin der Justizverwaltung der Nachrichtenagentur dapd sagte. Die Staatsanwaltschaft war bereits vor einigen Tagen von dessen Anwalt informiert worden. Onur U. sollte nach Angaben der Sprecherin zur Verkündung des Haftbefehls ins Kriminalgericht Moabit gebracht werden.

Heilmann und Innensenator Frank Henkel (CDU) zeigten sich zufrieden. Endlich würden sich alle Tatverdächtigen vor einem Gericht verantworten müssen, sagte Henkel. Dies sei ein großer Erfolg für die Polizei und die Justiz, die sich unermüdlich in diesen Fall „hineingekniet“ hätten. „Es ist aber auch eine wichtige Nachricht für die Familie des Getöteten, die nun hoffen kann, dass dieses entsetzliche Verbrechen angemessen bestraft wird.“ Heilmann sprach von einem „wichtigen Signal“ an die Opfer von Straftaten.

Erst am Sonntag hatten mehr als eintausend Menschen im Berliner Admiralspalast Geburtstag für Jonny K. gefeiert. Er wäre an diesem Tag 21 Jahre alt geworden. Organisiert worden war das Benefizkonzert von der großen Schwester des Getöteten, Tina K. Die Aktivistin setzt sich seit dem Vorfall mit dem eigens gegründeten Verein „I am Jonny“ für Anti-Gewalt-Projekte mit Jugendlichen ein. Noch am Wochenende hatte sie im dapd-Gespräch erklärt, dass sie trotz der Ermittlungen der türkischen Behörden gegen Onur U. erst zufrieden sei, wenn der junge Mann auch wirklich gefasst ist. Zugleich kündigte sie den Verbleib der Mahnwache am Tatort bis zur Festsetzung aller sechs Tatverdächtigen an. Danach soll eine Gedenktafel an den Bruder erinnern.

Prozessauftakt am 13. Mai

Im Namen von Tina K. gab Roland Weber seiner Freude über die Festnahme Ausdruck. „Es ist für die Familie von Opfern eine ganz große Erleichterung, so etwas zu erfahren“, sagte der Anwalt der Nachrichtenagentur dapd. „Was immer der Ausgang des bevor stehenden Verfahrens sein wird: Die Angehörigen haben eine Gewissheit mehr. Denn nichts ist schlimmer als eine Hängepartie.“ Dazu hätte in diesem Fall ein abgetrennter Prozess gegen Onur U. vielleicht sogar in der Türkei gezählt. Weber vertritt Tina K. als Nebenklägerin. Zugleich fungiert er als Opferbeauftragter des Landes Berlin.

Der Prozessauftakt ist für den 13. Mai angesetzt – zunächst mit den vier zuerst gefassten Tatverdächtigen. Möglicherweise wird die Strafsache des fünften mutmaßlichen Täters damit verbunden. Wann Onur U. der Prozess gemacht wird, ist noch unklar.

08.04.2013 - dapd / newsburger.de

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