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IW-Forscher Schwedens CO2-Steuer kein Vorbild

„Zweifel an einer Übertragbarkeit des Erfolgskonzepts.“

Köln – Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hält den schwedischen Klimaschutzerfolg im Verkehrssektor für nicht auf Deutschland übertragbar. Die aktuell weltweit höchste CO2-Steuer in Schweden sei für die erfolgreiche Emissionsminderung im dortigen Straßenverkehr nicht zentral gewesen, heißt es in einer Kurzstudie mit dem Titel „CO2-Reduktion im Verkehr: Was kann Deutschland von Schweden lernen?“, über welche die „Welt“ (Donnerstagsausgabe) berichtet.

Während die deutschen CO2-Emissionen im Verkehr seit 1990 um rund vier Prozent gewachsen seien, habe Schweden eine Minderung um elf Prozent erreicht, heißt es in der Studie. In der deutschen Klimaschutzdebatte wird dieser Erfolg oft im Zusammenhang mit der schwedischen Klimasteuer gesehen, die aktuell auf dem weltweiten Rekordniveau von 115 Euro pro Tonne CO2 liegt. Allerdings habe Schweden die Steuer bereits ab 1990 schrittweise eingeführt, die Emissionen seien aber erst ab 2010 gesunken, schreiben die IW-Wissenschaftler Thomas Puls und Thilo Schaefer in ihrer Untersuchung. Dies spreche gegen einen prägenden Einfluss der Steuer.

Der Schlüssel zur schwedischen CO2-Reduktion liege vielmehr „in der drastischen Ausweitung des Einsatzes von Biokraftstoffen“, heißt es in der Studie weiter. So habe sich der Einsatz von steuerbefreitem Biodiesel allein zwischen 2010 und 2017 von 2,1 Terawattstunden auf 16,6 Terawattstunden vervielfacht. „Der entscheidende Faktor zur Senkung der Emissionen war offensichtlich die Einführung von HVO Biodiesel in den schwedischen Kraftstoffmarkt“, heißt es in der Kurzstudie. Hier bestehe eine „hohe zeitliche Koinzidenz“. Für die bereits 1990 eingeführte CO2-Steuer könne „ein solcher eindeutiger Zusammenhang nicht abgeleitet werden“, heißt es in der Studie weiter.

Eine entsprechende Vervielfachung des Einsatzes von Biokraftstoffen sei in Deutschland kaum realistisch. „Biokraftstoffe werden hierzulande für Nahrungsmittelmangel in einigen Ländern mitverantwortlich gemacht“, heißt es in der Kurzstudie.

Mindestens genauso viele Vorbehalte resultierten daraus, „dass eine Verbindung zwischen dem Biodieseleinsatz in Europa und der Rodung des Regenwalds zugunsten von Palmölplantagen gezogen“ werde. Laut IW-Studie basiert die schwedische Biodieselproduktion des dort gängigen Typs „HVO“ zu 44 Prozent auf Palmöl oder Palmölfettsäure-Destillaten. Insgesamt stammten 40 Prozent des Rohstoffs aus Malaysia und Indonesien, heißt es in der IW-Studie weiter. Ein weiteres Drittel der Rohstoffbasis lieferten Schlachthausabfälle und tierische Fette.

„In Summe ist festzuhalten, dass die Rohstoffversorgung der schwedischen HVO Produktion zu großen Teilen genau aus den Quellen stammt, welche die deutsche Öffentlichkeit als problematisch ansieht“, heißt es im Fazit der IW-Studie, über welche die „Welt“ berichtet.

Dies und die „Tatsache, dass der deutsche Bedarf etwa das Neunfache des schwedischen ausmachen würde“, wecke „Zweifel an einer Übertragbarkeit des Erfolgskonzepts“, heißt es in der Kurzstudie weiter.

19.09.2019 - dts Nachrichtenagentur / newsburger.de

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