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11. September 2001: Joschka Fischer relativiert Bedeutung
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11. September 2001 11. September 2001: Joschka Fischer relativiert Bedeutung

Berlin – Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer hat die Bedeutung des 11. September 2001 für den Verlauf der Weltgeschichte relativiert.

Fischer sagte in einem Interview mit „Bild am Sonntag“: „Der 11. September hat die USA sehr verändert. Die eigentliche ‚Zeitenwende‘ ist aber der Aufstieg der Schwellenmächte. Ich meine zum Beispiel den Aufstieg Chinas. Das markiert eine neue Epoche.“ Hier müsse er sich inzwischen selbst ein Stück weit relativieren, so Fischer.

Der Grünen-Politiker glaubt, dass der islamistische Terror überwunden werden kann: „In der Regel besiegt man Terrorismus nicht, sondern er erledigt sich. Wenn sich die Bedingungen und das Umfeld verändern, schwindet der Terror dahin. Wir müssen widerstehen, auch wenn es lange dauert.“

In diesem Zusammenhang verwies Fischer auf den Umbruch in der arabischen Welt: „Es ist ja etwas Neues aufgetaucht – die Demokratiebewegung in den arabischen Ländern. Das ist für die Terroristen, aber auch für Länder wie den Iran eine bedrohliche Herausforderung. Wenn sich diese Demokratiebewegung durchsetzt, wird sich die Lage im Nahen und Mittleren Osten sehr verändern. Die islamischen Parteien werden zwar eine bedeutende Rolle spielen, aber nicht in Richtung eines Gottesstaates.“

Zugleich plädierte Fischer dafür, die offene Gesellschaft aus Angst vor Terrorismus nicht aufzugeben: „Der Terror erstickt unsere offene Gesellschaft mit Sicherheitsmaßnahmen nur, wenn wir das zulassen. Offene Gesellschaften müssen auch den Mut zur Offenheit haben und zu ihren Werten stehen. Uns kann nicht der Terrorismus besiegen. Uns kann nur unsere Furcht besiegen!“

Die Anschläge vom 11. September habe er damals, so Fischer, als „eine Kriegserklärung an uns alle“ verstanden. „Ein kalt geplanter Terroranschlag, perfekt gemacht und in der Wirkung genau kalkuliert. Die USA militärisch anzugreifen war ja nicht möglich. Es ging darum, den Elefanten mit Moskitostichen so zu reizen, dass er durchdreht.“ Fischer weiter: „Der psychologische Schock für die USA war vielleicht noch größer als bei dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941. Damals wurde eine Militärbasis im Pazifik attackiert. Hier ging es um Downtown Manhattan! Es ging um den Mythos New York!“

Er selbst habe an jenem Tag keine Hilflosigkeit gespürt, sondern Wut, so Fischer zu „Bild am Sonntag“. „Wut auf die, die dieses Verbrechen zu verantworten haben. Es waren doch keine Kampfhandlungen. Die Terroristen wollten Unschuldige töten. Es wurden Piloten, Stewardessen, Passagiere, Köche und Kellner ausgelöscht, eine ganze Restaurant-Crew. Symbole des Kapitalismus? Nichts da. Ganz normale Menschen, Putzkräfte, Klofrauen, technisches Personal, Feuerwehrleute. Es war kein Angriff auf die ‚Herrschenden‘.“

10.09.2011 - dts Nachrichtenagentur / newsburger.de

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