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Halloween im TV – Programm ohne Feiertagsbezug
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Brauchtum Halloween im TV – Programm ohne Feiertagsbezug

Heidi Klum trug ein Kostüm, welches eigentlich keines ist.

Heidi Klum zeigte sich am Samstagabend quasi nackt. Im „Tao Nightclub“ in Las Vegas veranstaltete das Top-Model wieder ihre alljährliche Halloween-Party und trug ein Kostüm, welches eigentlich keines ist. „Visible Woman“ heißt es und es zeigt, speziell für sie designt, wie Heidi gehäutet wohl aussehen würde. Dieser wahrhaft schaurige Aufzug erinnert an die Hauptfigur des Horrorfilms „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“. Einer von vielen einschlägigen Genre-Vertretern, die jedoch dieses Jahr zu Halloween genauso wie Filme zur Reformation im TV-Programm mit der Lupe gesucht werden müssen.

Einzig ProSieben, Tele 5 und arte versorgen das Publikum heute Abend mit schaurig schönen Filmen zum amerikanischen Feiertag, der zunehmend auch im Deutschland begangen wird. Die Mischung aus gruseligen Verkleidungen, Erschrecken und das Betteln um Süßigkeiten erfreut sich insbesondere unter Kindern dabei wachsender Beliebtheit. Das ab den 1830er Jahren von irischen Einwanderern in die USA „mitgebrachte“ Brauchtum geriet dabei in Deutschland in die Kritik. Einerseits wurde beobachtet, dass die Formulierung „Süßes, sonst gibt‘s Saures“ zunehmend auch beim traditionellen christlichen Martinssingen am 10. und 11. November Eingang in den Sprachgebrauch gefunden hat. Andererseits wird durch Halloween von einem urdeutschen evangelischen Feiertag abgelenkt. 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche in Wittenberg – die Geburtsstunde der Reformation, an welche am selben Tag in den neuen Bundesländern mit einem Feiertag erinnert wird.

Die bayrischen Katholiken von ProSieben stört das herzlich wenig. Die Halloween-Folgen der beliebten Fernsehserie „Die Simpsons“ eröffneten am Samstagabend zur Primetime ein verlängertes Wochenende ganz im Zeichen eines Abend-Programms um das Fest mit dem ausgehöhlten Kürbis. Tele 5 sendete gleichzeitig den B-Movie „Island of Beasts“ und gibt sich mit der Sendung eher weniger bekannter Genre-Vertreter ungleich bescheidener als der Konkurrent, der am Sonntag mit „Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ und danach der Free-TV-Premiere von „Freitag, der 13.“ (2009) auftrumphte. Arte verlagert dabei seine Beiträge heute ins spätere Nachtprogramm. Nach einer Dokumentation um Regie-Legende George A. Romero feiert der Zombiefilm „Dellamorte Dellamore“ nach 17 Jahren endlich seine TV-Premiere, bevor eine Dokumentation über Dracula den langen Grusel-Abend beschließt.

Und die Reformation, die mit weniger Schauwerten aufwarten kann als eine gehäutete Heidi? Findet kaum statt – zumindest nicht im Fernsehprogramm. Während uns die Dritten in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Wiederholungen von „Luther“ regelrecht penetrierten, ist das Historiendrama mit Joseph Fiennes in der Titelrolle dieses Jahr gar nicht zu sehen. Auch sonst hat der berühmte Reformator nur wenig Sendezeit. Der fünfte und letzte Teil eines Historiendramas zum Thema und insgesamt drei Dokus mit dem Verhältnis der Kirche und Luther zu Geld, Musik und Bierbrauerei flimmern versteckt im Vor- und Nachmittagsprogramm des MDR. Es wirkt so, als würden sich auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten des angestaubten Charakters dieses Themas bewusst sein – zumindest, wenn man es falsch anpackt.

Sieht man jedoch genauer hin, steckt in den Geschehnissen vor fast 500 Jahren nämlich sehr viel mehr. Luther leitete mit seinen 95 Thesen das Ende der Allmacht der katholischen Kirche ein, trug maßgeblich zu einer Modernisierung von christlicher Religion bei. Und das ist doch eine große Leistung im Gegensatz zum albernen Schabernack am Vorabend zu „Allerheiligen“, in der begründet im tiefsten religiösen Mythos böse Geister vertrieben werden sollen. Schade, dass der Reformationstag auch vom Programm der Fernsehsender maßlos unterschätzt wird.

31.10.2011 - lug / newsburger.de

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