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Mordfall Lena Emden empört sich über „Schönwetterpolizisten“

Teddys und Briefe sollen an Lenas Familie weitergereicht werden – Taucher suchen nach Tatwaffe.

Emden – Ein achtjähriges Mädchen und ein zwölfjähriger Junge versuchen verzweifelt, mit einem Feuerzeug ihre mitgebrachten Grabkerzen anzuzünden und nahe des Fundortes der toten Lena zu platzieren. Eisiger Wind verhindert das zunächst. Erst im vierten Anlauf brennt das Licht. „Es war den Kinder sehr wichtig, die Kerzen anzuzünden“, sagt ihr Vater Holger Madena am Mittwoch in Emden.

Elf Tage nach dem gewaltsamen Tod des elfjährigen Mädchens ist die Anteilnahme in der ostfriesischen Stadt ungebrochen. In die Trauer mischt sich aber Entsetzen und Fassungslosigkeit ob der am Dienstag bekannt gewordenen Ermittlungspannen der Polizei. „Ich habe das Gefühl, hier arbeiten Schönwetterpolizisten, denen es wichtiger ist, Statistiken zu führen und Blitzer aufzustellen, statt Durchsuchungsbeschlüsse auszuführen“, sagt Madena.

Der 18-jährige Tatverdächtige war nach Polizeiangaben bereits im November auf dem Polizeirevier Emden erschienen, um sich wegen seiner pädophilen Neigungen selbst anzuzeigen. Im Dezember wurde ein Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung erwirkt. Die zuständige Polizeiinspektion Aurich/Wittmund hatte ihn aber nicht umgesetzt. Am Dienstag nahm die Polizeidirektion Osnabrück deswegen interne Ermittlungen wegen polizeilichen Fehlverhaltens auf.

Holger Madena kritisiert die mangelhafte Arbeit der Polizei scharf. Er weiß, wovon er spricht, denn der 33-Jährige ist Finanzbeamter und war lange als Vollzieher unterwegs. „Ich wäre angemeckert worden, wenn ich einen Vollziehungsbeschluss eine Woche lang nicht bearbeitet hätte. Die haben mehrere Monate nichts gemacht“, sagt der gebürtige Ostfriese, der seit vielen Jahren in Braunschweig lebt.

Ungeachtet der Vorwürfe sucht die Polizei in Emden weiterhin mit Hochdruck nach Beweisen im Mordfall Lena. Polizeitaucher nahmen am Mittwoch in den Gewässern der städtischen Wallanlagen ihre Arbeit auf. Gesucht wurde nach der Tatwaffe. „Die Arbeit muss fortgeführt und zum Abschluss gebracht werden“, sagt der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Martin Lammers. An der Suche beteiligten sich mehrere Taucher aus Hannover und Oldenburg. Ein Suchhund habe die Ermittler auf die Spur geführt, dass das Tatwerkzeug möglicherweise in dem Graben liegen könne.

Parallel pflegen zwei Gärtner vor dem Parkhaus in der Innenstadt, in dem am 24. März Lenas Leiche gefunden worden war, die Grünanlagen. „Das war ein fataler Fehler der Polizei. Der Mord hätte verhindert werden können“, regt sich einer von ihnen auf. Vorsichtig harken sie Laub und Müll zusammen, lassen die vielen Grabkerzen jedoch stehen.

Verschwunden sind dagegen die zahlreichen Teddys und Briefe, die an der provisorischen Gedenkstätte niedergelegt worden waren. Angestellte der Stadt hatten sie bereits am Dienstag eingesammelt, um sie vor der Witterung zu schützen und an Lenas Familie weiterzureichen.

Für Mittwochabend riefen einige Emder Bürger über das Internet-Netzwerk Facebook zu einer öffentlichen Entschuldigung für einen zu Unrecht beschuldigten Jugendlichen auf. Die Veranstaltung sollte vor dem Emder Bahnhof stattfinden. Bis Mittwochmittag kündigten fast 500 Nutzer ihre Teilnahme an.

04.04.2012 - dapd / newsburger.de

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