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Welttag des Buches Eine Million Bestseller kostenlos

Zum Welttag des Buches verschenken Leseratten aktuelle Titel und Klassiker.

Mainz – Mit 90 druckfrischen Büchern verlässt Petra Becker-Horn die Buchhandlung Exlibris in Mainz. Keinen Cent hat sie für die Bestseller bezahlt – zufrieden wuchtet die zierliche Frau die drei braunen Kartons in ihren Kofferraum. „Ich finde es großartig, dass ich an dieser Aktion teilnehmen darf“, sagt die 49-Jährige. Die Bankangestellte ist eine von 33.333 Leseratten deutschlandweit, die bis zum Welttag des Buches am 23. April eine Million hochkarätige Bücher unters Volk bringen wollen.

Die Aktion ist die größte, die die Stiftung Lesen, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und deutsche Verlage je zum von der UNESCO initiierten Welttag auf die Beine gestellt haben. Bis Februar hatten sich gut 40.000 Büchernarren im Internet für die Aktion „Lesefreunde“ registriert. Aus einer Liste mit 25 bekannten Titeln konnten sie ihre Favoriten angeben. Zur Auswahl standen aktuelle Bestseller wie Ferdinand von Schirrachs „Schuld“ oder Klassiker wie „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen. Von einem Buch haben die ausgelosten Teilnehmer dann 30 Exemplare zum Verschenken bekommen.

„Die Autoren verzichten auf ihr Honorar und die Verlage drucken die Sonderausgaben kostenlos“, erklärt Esther Dopheide von der Stiftung Lesen in Mainz, der Stadt des Erfinders des Buchdrucks, Johannes Gutenberg (um 1400-1468). Mit der Verschenk-Aktion wolle man Lesemuffeln einen Stups und einen Anreiz zum Lesen geben. „Der Welttag des Buches ist dafür der perfekte Anlass“, sagt die 37-Jährige. 1995 wurde der Tag von der UNESCO ins Leben gerufen. Ein katalanischer Brauch gab den Ausschlag für den 23. April: An diesem Tag gedenken die Menschen dem Heiligen Georg und verschenken Rosen und Bücher. „Außerdem ist es das Todesdatum von William Shakespeare und Miguel de Cervantes“, ergänzt Dopheide.

An die alte Tradition des Verschenkens wird seit Montag angeknüpft: Seitdem liegen Zehntausende Geschenkpakete in Buchhandlungen und Bibliotheken zum Abholen bereit. Auch in dem kleinen Laden von Christa Schneider stapeln sich 2.190 Bücher in 73 Kartons. „Unser Postbote hat vielleicht gestöhnt, als der hier ankam. Der findet das gar nicht witzig“, sagt die Buchhändlerin, und unter ihrer Hornbrille in Zebra-Optik ziehen sich die Lachfältchen zusammen. Einen Vormittag lang hat die 63-Jährige die Kartons alphabetisch sortiert und so hingestellt, dass sie ihre Kunden möglichst wenig stören. Bei 100 Quadratmetern Ladenfläche keine einfache Aufgabe.

Umso mehr freut sie sich, als Becker-Horn ihre drei Pakete abholt – eines für sich selbst, die anderen für Mutter und Freundin. Die Mainzerin hat sich für den Roman „Schneewittchen muss sterben“ von Nele Neuhaus entschieden, denn in Krimis schmökert sie am liebsten. „Wenn ich ein Buch lese, entspanne ich und tauche in die Welt der Geschichte ein“, sagt sie. Einmal war ein Roman so fesselnd, dass sie vergaß, aus dem Bus auszusteigen. Erst, als draußen verlassene Felder an ihr vorbeizogen, bemerkte sie den Aussetzer. „Den Spaß, den ich beim Lesen habe, möchte ich gerne auch anderen zugänglich machen“, sagt sie.

Viele Teilnehmer wollen ihre Schmöker auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln verteilen, andere spenden an soziale Einrichtungen. „Es gibt auch einen Fall, da will ein Mitarbeiter eines Jobcenters die Werke an seine Hartz IV-Kunden verschenken“, berichtet Dopheide. Becker-Horn will ihre Krimis zum sozialen Verein „Wendepunkt“ bringen, der hilfebedürftigen Frauen ein Zuhause gibt. „Meine Freunde haben genug Geld für ein gutes Buch. Die Frauen dort nicht“, begründet die Mainzerin ihre Entscheidung.

Über diese Zuwendung freut sich das Frauenhaus. „Das gibt unseren Bewohnerinnen das wichtige Gefühl, wertgeschätzt zu werden“, sagt die Leiterin Helga Oepen. Als Becker-Horn am frühen Morgen mit ihrem Karton in der Einrichtung ankommt, schleichen einige Frauen unsicher umher. „Möchtest du eines haben?“, spricht Oepen eine von ihnen an. „Sehr gerne, deswegen bin ich doch so früh auf den Beinen“, gesteht diese. Eine andere junge Frau mit schwarz-blondem Irokesenschnitt erzählt, sie habe seit kurzem Thriller für sich entdeckt. Vorher habe sie auch schon gerne gelesen: „Das waren dann aber mehr so SMS und E-Mails.“

19.04.2012 - dapd / newsburger.de

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