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Stanislaw Tillich
© Frank Grätz / BLEND3 - CDU Sachsen / CC BY-SA 3.0

Clausnitz-Bürgermeister „Wir müssen den Ruf unserer Region unbedingt gerade rücken“

„Wir haben eine Mission zu erfüllen.“

Köln – Eine Woche nach den Übergriffen von Clausnitz zeigt sich Bürgermeister Michael Funke, der am vergangenen Donnerstag vor Ort alles miterlebte, noch immer betroffen von den Vorfällen in seiner Gemeinde. „Ich bin seelisch angekratzt. Dass ich das miterlebt habe, belastet mich sehr“, so Funke am Mittwochabend live bei stern TV.

Ein großes Anliegen sei es ihm nun, den Ruf von Clausnitz wiederherzustellen. „Wir haben eine Mission zu erfüllen. Wir müssen den Ruf unserer Region wieder gerade rücken, wir müssen alles versuchen. Ob uns das gelingt, kann ich zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.“

Funke geht davon aus, dass viele der rund 100 wütenden Menschen vor dem Bus nicht aus Clausnitz stammen – und widerspricht damit den Angaben der Polizei. „Viele Gesichter, die dort vor dem Bus standen, kannte ich nicht.“

Auch Wolfram Fischer, der als Dolmetscher im Bus die Situation hautnah miterlebte, kann die Darstellung der Ereignisse durch die Polizei nicht in allen Punkten nachvollziehen. „Ich hatte nicht Eindruck, dass die Polizei aktiv gegen die Menge vorgegangen ist“, berichtete der 68-Jährige bei stern TV. Die Aussagen der Polizei, laut der die Provokationen von den Flüchtlingen ausgegangen seien, sei zudem eine Fehldarstellung. „Die Provokation kam aus der Menschenmenge.“

Der 68-Jährige berichtete von einer Atmosphäre voller Angst, Entsetzen und Furcht im Bus, teilweise sogar von Todesangst. „Die Kinder fingen an, zu weinen, dann fingen die Frauen an, zu weinen und draußen wurde es immer lauter.“ Die Ereignisse sind auch an Fischer nicht spurlos vorübergegangen. „Ich habe nie Hass, Hetze erlebt in meinem eignen Land – und muss in solche hasserfüllten Gesichter gucken. Das Ganze geht mir ans Herz.“

Iris Gleicke (SPD), Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Länder und für Mittelstand und Tourismus, sieht die Vorfälle in Sachsen mit großer Sorge. „Ich schäme mich fürchterlich für meine Landsleute – in Sachsen genauso wie in Thüringen“, so die Politikerin.

Sie warnte zudem davor, dass Sachsen durch Vorfälle wie die von Clausnitz, Bautzen oder Heidenau ins Abseits gerate und richtete bei stern TV mahnende Worte an die Politik: „Es ist in den letzten Jahrzehnten in Sachsen zu häufig weggeschaut worden“, so Gleicke. Sie erwarte eine klare Haltung gegen rassistische und fremdenfeindliche Stimmung. „Es gibt keine klare Haltung. Die vermisse ich auch vom Ministerpräsidenten“ richtete sie ihre Kritik an Sachsens Landeschef Stanislaw Tillich (CDU / Foto). Auch die Polizei in Sachsen zeige manchmal eine fragwürdige Haltung. „‚Nicht der Mob ist das Problem, sondern die anderen‘ – diese Haltung geht nicht.“

Dolmetscher Wolfram Fischer war es am Ende des Gesprächs ein Anliegen, noch eine Lanze für seine Landsleute zu brechen. „Eine Pauschalisierung wie „die Sachsen“ ist ungerecht. Denken Sie an die vielen ehrenamtlichen Helfer. „Die Sachsen“ sind so nicht – wir haben auch Sachsen, die ein Herz haben.“

25.02.2016 - newsburger.de

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