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Breivik schockiert mit Beschreibung des Massakers
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Prozess in Oslo Breivik schockiert mit Beschreibung des Massakers

Attentäter studierte vor den Bluttaten die Anschläge der Al-Kaida.

Oslo – Mit grausigen Beschreibungen des von ihm auf der Insel Utöya verübten Massakers hat der norwegische Rechtsextremist Anders Behring Breivik am Freitag die Zuhörer im Gerichtssaal schockiert. Überlebende des Anschlags vom 22. Juli versuchten sich während der Aussage Breiviks gegenseitig zu trösten. Ohne Einzelheiten auszulassen, beschrieb der geständige Attentäter, wie er die in Panik geratenen Jugendlichen aus nächster Entfernung erschoss.

„Einige von ihnen waren vollkommen gelähmt“, beschrieb Breivik die Situation auf Utöya. „Sie konnten nicht weglaufen. Sie standen vollkommen still. Das ist etwas, das sie nie im Fernsehen zeigen. Es war sehr seltsam.“ Breivik berichtete, wie er die Fähre auf die Insel genommen und sich Wasser mitgebracht hatte, da er wusste, dass er von dem Stress einen trockenen Hals bekommen würde.

Seine beiden ersten Opfer auf Utöya waren eine Organisatorin sowie ein Polizist, der gerade dienstfrei hatte. „Mein ganzer Körper sträubte sich, als ich die Waffe in die Hand nahm. Da waren 100 Stimmen in meinem Kopf, die sagten: Tu es nicht, tu es nicht“, sagte Breivik. Er tat es dann doch. Er habe die Waffe auf den Kopf des Beamten gerichtet und abgedrückt, sagte er. Die Mitorganisatorin erschoss er, als sie versuchte davon zu laufen. Anschließend schoss er den beiden am Boden Liegenden zwei Mal in den Kopf.

Bei dem Anschlag auf das Jugendlager waren damals 69 Menschen – zumeist Jugendliche – getötet worden. Zuvor hatte Breivik in Oslo eine Bombe gezündet, der acht Menschen zum Opfer fielen.

Zuvor hatte er ausgesagt, dass er sich vor den Bluttaten mit mehr als 600 Anleitungen zum Bombenbau und mit den Anschlägen von Al-Kaida befasst habe. „Ich habe jede ihrer Aktionen studiert, das, was sie falsch gemacht und was sie richtig gemacht haben“, sagte er am Freitag vor Gericht über das islamistische Terrorgruppe. Vor allem habe er sich über den Bombenanschlag auf das Word Trade Center 1993 informiert.

Al-Kaida bezeichnete Breivik als „die erfolgreichste Revolutionsbewegung der Welt“ und als Inspirationsquelle für rechtsextreme Militante – auch wenn deren Ziele unterschiedlich seien. „Wir wollen eine europäische Version von Al-Kaida schaffen“, erklärte er. Als Informationsquelle nannte Breivik zudem das Bombenattentat von Oklahoma City von 1995, das vom regierungsfeindlichen US-Bürger Timothy McVeigh verübt wurde.

Breivik hält sich nicht im juristischen Sinne für schuldig, sondern wähnt sich auf einem Feldzug gegen den Multikulturalismus.

Seine völlige Reuelosigkeit und die emotionslose, faktenorientierte Darstellung seiner Taten stellen vor allem die Familien seiner Opfer vor eine große Belastungsprobe. Von seinen Verteidigern am Freitag darauf angesprochen, antwortete Breivik, er bediene sich der technischen Ausdrucksweise absichtlich, um Haltung zu bewahren. „Das sind grausame Taten, barbarische Taten“, sagte der 33-Jährige. „Wenn ich versucht hätte, eine normalere Sprache zu gebrauchen, würde ich wohl überhaupt nicht mehr sprechen können.“

Auf die Frage eines Opferanwalts, warum er keinerlei Mitleid für seine Opfer zeige, erklärte Breivik: „Ich kann den mentalen Schutzschild ablegen, wenn ich will, aber ich mache es nicht, weil ich sonst nicht überleben würde.“ Dabei verglich er sich mit einem japanischen Banzai-Kämpfer zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Gleichzeitig kritisierte er norwegische Männer. Zu viele von ihnen seien „feminisiert, kochten und zeigten Gefühle“, sagte der Rechtsextremist.

Breivik ist wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt. Im Falle einer Verurteilung droht ihm die Höchststrafe von 21 Jahren Haft. Die Freiheitsstrafe könnte verlängert werden, wenn er nach Ende seiner Haftzeit weiterhin als Gefahr für die öffentliche Sicherheit eingestuft wird. Sollte das Gericht dem Gutachten folgen, in dem der Angeklagte als psychisch krank beurteilt wird, dürfte Breivik in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewiesen werden.

20.04.2012 - AP, dapd / newsburger.de

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