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Joachim Gauck Haltung und Werte auch im Sport

Als Bundespräsident würde Joachim Gauck kritische Distanz zum Sport halten.

Frankfurt/Hamburg – Seit vielen Jahren wirbt der Sport um einen Platz im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland; es wäre eine symbolische Kräftigung seiner Bedeutung in der Gesellschaft. Der künftige Bundespräsident Joachim Gauck wird dieses Projekt womöglich nicht befördern, glaubt die Schriftstellerin und ehemalige Weltklasse-Sprinterin Ines Geipel: „Mich würde es nicht verwundern, wenn er diese Dauerbegehrlichkeit des Sports mit dem Hinweis parieren würde, dass der erstmal seine Hausaufgaben in Sachen ‚Clean Heroes‘ machen sollte“, sagte Geipel im Interview der Nachrichtenagentur dapd.

Geipels Einschätzung hat Gewicht, schließlich kennt sie Gauck seit Wendezeiten aus Kommissionen und Diskussionen, die sich um Zwangsdoping und Stasi-Verstrickung im DDR-Sportsystem drehten. Die wichtigsten Aussagen Gaucks zum Thema Sport stammen zudem aus seiner Laudatio auf Ines Geipel im April 2011, als sie den Ethikpreis des katholischen Sportverbandes Deutsche Jugendkraft (DJK) entgegennahm. Geipel „wollte wahrnehmen, was andere gerne übersehen“, sagte Gauck in seiner Rede.

Die ehemalige Sprinterin war selbst Opfer des Zwangsdopings und hatte nach der Wende beim Deutschen Leichtathletikverband bewirkt, dass ihr Name aus den Rekordlisten und Titeltafeln verschwand. In ihren Büchern fragt Geipel unter anderem, wieviel Doping die Gesellschaft an sich vertrage – mit dieser Frage, so Gauck, sei man „mitten im Hier und Heute.“

Der ehemalige Handballer Gauck fragte rhetorisch: „Will diese spaßwütige Event-Gesellschaft wirklich wissen, warum wer siegt?“ Oder sehe sie nicht viel lieber einfach „schöne Siege, am liebsten schöne Siegerinnen?“ Die „infantilisierte öffentliche Kultur“ wolle sich in erster Linie gut amüsieren, dafür bräuchte sie Figuren wie Michael Schumacher oder Boris Becker. Gauck hielt die Rede in Funktion als Vorsitzender einer Kommission vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), die Verbindungen von Trainern und Athleten mit dem Staatssicherheitsdienst der DDR aufzuklären versuchte.

Der 72-Jährige Gauck betreibt Sport lediglich noch als Ausgleich, ein lädiertes Knie behindert ihn dabei. „Deswegen ist das mit dem Sport so eine Sache. Aber ich gehe noch manchmal aufs Fahrrad und im Sommer schwimme ich“, sagte er. Er lässt sich zudem auch gerne vom Fußball begeistern. Im Sport an sich erkennt Gauck eine „herrliche Kraft, die in Menschen wach wird, wenn Sie ihre Körper trainieren.“ Schlimm sei es aber, wenn man diese Leistungen hinterfragen müsse.

Jan Ullrich kam in seiner Rede nicht vor, jedoch sind folgende Worte spätestens seit der Verurteilung des gebürtigen Rostockers durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS vor zwei Wochen für die Zusammenarbeit mit dem Doping-Arzt Fuentes aktueller denn je: „Wir müssen uns die Entschlossenheit angewöhnen, uns nicht selbst zu belügen.“ Einige Sportler würden sich „im Stolz der errungenen Siege“ lieber sonnen, „egal, wie diese zustande gekommen sind.“

Jan Ullrich hat zu der Aufklärung der ihm gemachten Vorwürfe wenig bis gar nichts beigetragen. Für Gauck liegt der Grund für das Schweigen von Dopern und auch manchen Doping-Opfern in der Sorge „über den Verlust früherer Ehrungen.“ Er unterstellte den Sportlern dabei aber keine Böswilligkeit: „Sie wollen sich so erinnern, dass es nicht wehtut.“ Das dürfte auch für Jan Ullrich gelten. „Mein Eindruck war, dass Gauck viel weiß um die offenen Flanken von Menschen, um ihre Verführbarkeit“, sagt Geipel. Einen Ratschlag kann man aus der Rede, die als ein Plädoyer für Ehrlichkeit, Respekt und Wahrheit im Sport wie in der Gesellschaft angesehen werden kann, ebenfalls lesen: „Die Wahrheit befreit uns von der lebenslangen Bindung an die Lüge.“

Man darf gespannt sein, wie der designierte Bundespräsident aus Schloss Bellevue die deutschen Athleten zu den Olympischen Spielen in London verabschieden wird. „Ein kritischer Bundespräsident Gauck wäre bei all der Chemie, die Gesellschaft und Sport intus haben, freilich ein Korrektiv“, sagt Ines Geipel.

Bei seinem Vortrag, der für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ eine „Mahnung und, vielleicht, eine sportpolitische Grundsatzrede“ war, nahm Gauck ausdrücklich auch die Zuschauer der Massenspektakel in die Pflicht: „Es ist Wahrnehmung, die immer vor der Wahrheit kommt.“

23.02.2012 - dapd / newsburger.de

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