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Donaldismus Wo der Präsident gerne eine Ente ist

Anhänger von Donald Duck treffen sich in Oberfranken zu ihrem jährlichen Fachkongress.

Schwarzenbach an der Saale – An der Jean-Paul-Grundschule ist die Schulordnung außer Kraft gesetzt. Überhaupt gelten hier an diesem Samstag im oberfränkischen Schwarzenbach an der Saale ganz eigene Regeln: Wer etwa Applaus mit den Händen spendet, läuft große Gefahr, böse Blicke auf sich zu ziehen. Denn: Donaldisten würden so etwas nie tun. Donaldisten rufen stattdessen laut „Klatsch – Klatsch – Klatsch“.

Gut 200 Anhänger der „Deutschen Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus“ (D.O.N.A.L.D.) aus ganz Deutschland haben sich an der Schule eingefunden, um sich über die jüngsten Erkenntnisse in der Duck-Forschung auszutauschen.

„Es dreht sich alles um die berühmte Comic-Ente Donald Duck und um Entenhausen“, erklärt Martin Söllig. Wer ihn als Präsident von „D.O.N.A.L.D.“ bezeichnet, ist bereits ins nächste Fettnäpfchen getreten. Er ist natürlich die Präsid“Ente“.

War Donald Duck sogar ein Mensch?

Das Hauptziel von D.O.N.A.L.D, so heißt es in der Satzung, ist die „Duck-Forschung“. Statt einer bunten Comicfiguren-Parade à la Disneyland stehen daher in der oberfränkischen Kleinstadt wissenschaftliche Vorträge auf dem Programm: Wie sieht es mit der Streitkultur in Entenhausen aus? Welche Kalender hängen bei Donald an der Wand? Welche Instrumente sind in Entenhausen beliebt?

Außerdem macht ein Gerücht die Runde in der Schulaula: Duck soll gar keine Ente sein – sondern ein Mensch. „Die Morphothel-Theorie“, eine zweiseitige Doktorarbeit im Begleitheft der Tagung, will die Wahrheit ans Licht bringen.

Ente hin, Ente her, die Donaldisten quittieren alle Fachvorträge begeistert mit „Klatsch – Klatsch – Klatsch“-Rufen. Und wenn ihnen danach ist, stehen sie alle urplötzlich auf und singen lautstark die offizielle Hymne der D.O.N.A.L.D., das bei Comic-Insidern bekannte Lied vom „rührseligen Cowboy“. Einiges dazulernen kann vor Ort auch Regierungspräsident Wilhelm Wenning: „Ich wünsche noch viel Spaß mit den lustigen Taschenbüchern“, sagt er in seinem Grußwort. Und erntet dafür ein entrüstetes „Buh – Buh – Buh.“

Es zählen nur die Werke von Carl Barks

Denn die lustigen Taschenbücher sind „italienischer Schrott“, erklärt Kongressleiter Gerhard Severin. „Der Donaldismus erkennt nur die Übersetzungen der einst in Schwarzenbach lebenden Comicautorin Erika Fuchs und die Zeichnungen von Carl Barks an“, ergänzt er und stellt zugleich klar, dass „die D.O.N.A.L.D. als ernst gemeinte Organisation verstanden werden will.“

Dass ihr 35. Kongress in Schwarzenbach stattfindet, ist kein Zufall: Noch in diesem Jahr soll dort mit dem Bau eines Museums, des Erika-Fuchs-Hauses, begonnen werden. „Zwei wichtige Förderbescheide hat uns der Regierungspräsident heute mitgebracht, nun steht nur noch eine EU-Förderung für das 4,6 Millionen Euro teure Projekt aus“, sagt Severin. Er ist von Beruf Richter. Zum Kongress hat er sich richtig in Schale geworfen: Matrosen-Hemd, rote Fliege und blaue Mütze – so wie die Comic-Ente Donald eben stets durch ihre Abenteuer watschelt

Wer Streit mit Donaldisten aus dem Weg gehen will, ist gut beraten, Micky Maus nicht zu erwähnen. „Das ist ein kleinkarierter Klugscheißer, von dem wir rein gar nichts halten“, schimpft die Präsid“Ente“ Martin Söllig. Für ihn soll am Ende der Tagung ein Nachfolger gesucht werden. Ins Amt kommt der, für den die Donaldisten die meisten offiziellen Entenhausener Flaggen – weiße Ente auf blauem Grund – hochhalten. Sicher gibt es auch für die neue Präsid“Ente“ wieder jede Menge „Klatsch – Klatsch – Klatsch“-Rufe.

31.03.2012 - dapd / newsburger.de

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